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The Voice of a Woman

■ Die Jazzsängerin Rhiannon in Bremen

Rhiannon, die Amerikanerin, war am Donnerstag im BGH Weserterassen zu Gast. Trotz der Schwächen, die bei einem Soloauftritt fast unvermeidlich sind, hat sich der Abend gelohnt.

Rhiannon ist einfach eine tolle Frau und sie macht Mut, diese starke, schöne Performerin, die sich zwei Stunden mit Hilfe ihrer Stimme, ihrem Körper, ihrer Musik und ihrer Geschichten dem Publikum schenkt.

Rhiannon betrachtet ihre Hand:

„Ich mag meine Hand. Es ist eine kräftige Hand, die zupacken kann. Aber manchmal, ganz selten, da sind mir meine Hände zu klobig und die Finger zu dick. Da wünsch‘ ich mir lange, schmale Finger mit langen schmalen Fingernägeln.

Ich zieh dann einfach meine Spezialhandschuhe an. Die machen

meine Finger ganz lang und das beste ist, sie wechseln die Farbe wie ein Chamäleon, passend zur Farbe meiner Kleidung.

Ja, dann sind da meine Beine. Gute, kräftige Beine, mit denen ich schnell rennen kann. Ich weiß ja nicht wie's bei Euch in Europa ist, aber den Amerikannerinnen muß man zwischen den Oberschenkeln hindurchsehen können wie durch ein Loch.

Und das fehlt bei mir. Nischt zu machen. Ich kleb die Schenkel mit Tesafilm zusammen und schwuppdiwupp hab auch ich 'ne Lücke zwischen den Beinen.

Für den Po hab ich 'ne Maschine, die macht, daß er die ganze Zeit zittert. Ich stell mir das sehr schön vor, wenn jemand hinter meinem zitternden Po herläuft.

Meinen Bauch lieb ich sehr, aber ich weiß nie, wie ich ihn er

klären soll: Schwanger? Ab morgen Hungerkur? Klappt eh nicht. Jetzt erzähl ich immer, da sei ein ganz spezielles Geheimnis drin, nur für ganz spezielle Menschen....“

Selbstkritisch, auch was die Lesbenszene betrifft, und irrsinnig witzig sind Rhiannons Geschichten. Ihr Charme liegt in ihrem persönlichen Umgang.

Ohne den Weibliche- Energien- verbinden-uns-Pamp schafft sie eine Nähe zum Publikum, allein mit ihrer vollen, kaum Grenzen kennenden Stimme, und mit echter, purer Emotion, die nicht vernebelt ist durch Showbiz.

Am besten klappt das bei ihrem improvisierten Skat -Jazzgesang. Die Bremerinnen stimmten dazu sogar Harmonien an; so kultiviert ist ein Publikum selten zu hören.

Amerikanisch kitschig wurde es allerdings bei den mit Playback begleiteten Songs. Texte wie: „I pray a prayer that you will know how deep and how wide and how long our love will go“ sind auch durch Frauenliebe nicht zu retten. Ruth Noac

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