piwik no script img

„Gerold Janssen hat einen seriösen Vorschlag gemacht“

■ SPD-Fraktionschef Dittbrenner will an der Bebauung des Hollerlandes festhalten - zumindest teilweise

Werden der ökologisch wertvolle Wald und die Feuchtwiesen im Hollerland dem Wohungsbauprogramm des Senats und der Gewoba geopfert? Der grüne Deichgraf und Bürgerinitiativ-Aktivist Gerold Janssen hat in der vergangenen Woche einen Kompromißvorschlag gemacht (vgl. taz vom 21. und 22.7.). Danach könnten rund 300 der dort geplanten 600 Wohnungen am Rand von Horn-Lehe entstehen, während gleichzeitig der Hollerwald und die Feuchtwiesen unter Naturschutz gestellt werden.

taz: Im Bremen-Plan der SPD steht, daß im Hollerland keine weiteren Flächen mehr für Wohnen und Gewerbe zugelassen werden. Jetzt sollen genau dort doch 600 Wohnungen entstehen. Wie verträgt sich das?

Claus Dittbrenner: Im Flächennutzungsplan von 1983 ist das Gebiet ja schon für Wohnbebauung ausgewiesen worden, einschließlich des Pappelwäldchens. Die Formulierung im Bremen-Plan sagt also: Darüber hinaus ist keine weitere Wohnbebauung zulässig.

Darüber hinaus gibt es aber nur das Naturschutzgebiet. Wollte die SPD in ihrem Wahlprogramm sagen: Wir wollen nicht im Naturschutzgebiet bauen?

Ja, richtig.

Aber dann ist der Satz doch überflüssig. Im Naturschutzgebiet darf sowieso nicht gebaut werden.

Ja, wenn man so will. Aber es gab ja die eine oder andere Kraft innerhalb der SPD, die nicht ausgeschlossen hat, daß man auch im Naturschutzgebiet bauen sollte. Insofern war der Bremen-Plan eine klare Anweisung, darüber nicht weiter zu diskutieren.

Haben Sie schon ein Hollerland-Konzept, für das sie sich stark machen wollen?

Es geht jetzt zunächst darum, daß der Senat sagt, wo er auf welchen Flächen die 3.000 Wohneinheiten bauen will. Wir haben schon vor acht Wochen einen Vorschlag gemacht, in dem das gesamte Gebiet Horn-Lehe-West enthalten ist. Und jetzt müssen wir gucken, ob es Kompromißmöglichkeiten gibt - zum Beispiel in Arsten - die aber an der Gesamtsumme nichts ändern dürfen. Wir machen das Wohnungsbauprogramm ja nicht, weil wir Spaß daran haben, Horn-Lehe-West zu bebauen, sondern unter dem Druck der Situation.

Aber eine Bebauung des Hollerlandes - gegen die womöglich Verbandsklage erhoben wird - würde sich jahrelang hinziehen.

Wir brauchen sehr schnell Wohnungen, das ist wahr. Der Bebauungsplan für Horn-Lehe-West wird kaum vor Ende 1991 fertig sein können. Wenn es da mehrere Klagen gibt, dann wird es wahrscheinlich Mitte der 90er Jahre. Zuvor muß man natürlich auch noch die Umweltverträglichkeitsprüfung heranziehen. Ich habe den Pappelwald auch als Lärmschutz für die zu realisierende Bebauung begriffen.

Bis wann wollen Sie sich für ein Konzept entscheiden?

Ich vermute, daß wir im November innerhalb der SPD so weit sind, daß wir sagen können: 'So, das ist jetzt, was wir wollen.‘

Das Angebot, das Gerold Janssen gemacht hat, halte ich für seriös. Er hat sich in dieser Frage bewegt. Und wenn es gelingen sollte, zu einem gemeinsamen Kompromiß zu kommen, wäre das natürlich nur wünschenswert für alle Seiten. Ich habe Herrn Janssen zugesagt, daß wir vor einer Entscheidung noch einmal offiziell mit ihm reden.

Gerold Janssen fordert in seinem Kompromißvorschlag, nach der Bebauung eines Streifens im Anschluß an Horn-Lehe den gesamten Rest des Hollerlandes unter Naturschutz zu stellen.

Dazu will ich mich abschließend nicht äußern. Wenn man allerdings der Meinung ist, daß man einen Kompromiß eingehen will, dann muß das auch eine Beschreibung werden, die Bestand hat.

Das heißt Naturschutz?

Das wäre dann die logische Konsequenz.

Dirk Asendorpf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen