Verlust der Mitte?

■ Kurfürstendamm: Senator Wagner prüft Busspur in „Mittellage“ / Reaktion auf Kritik von AL und AGCity / Busspur am linken Fahrbahnrand ohne Chance

Soll die auf dem Ku'damm geplante Busspur am rechten Fahrbahnrand oder in der Mitte verlaufen? Diese die Berliner verkehrspolitische Diskussion beherrschende Frage wird nun auch von Verkehrssenator Wagner aufgegriffen. Der Senator prüfe neuerdings beide Varianten „gleichrangig“, bestätigte Sprecher Wolfgang Göbel gestern. Er dementierte allerdings Berichte, wonach sich das von Wagner bisher abgelehnte Konzept einer Mittelspur in der Verkehrsverwaltung bereits durchgesetzt habe. Chancenlos bleibt vorerst die von einigen Verbänden favorisierte Idee, die Busspur ganz links anzulegen.

Für eine Mittelspur tritt, wie berichtet, eine breite Koalition ein, die von der AL bis zu den Geschäftsleuten der AGCity reicht. Diese Gruppen schlagen vor, den rechten Fahrstreifen für den Lieferverkehr und Telebusse freihalten; sie fürchten, für eine Busspur am rechten Rand müßten Bäume gefällt oder gestutzt werden. Außerdem, so die Kritik von AL und AGCity an Wagners bisherigem Konzept, könnte der Autoverkehr dadurch noch beschleunigt werden, da für ihn dann zwei vollständige Spuren frei wären.

Wagner-Sprecher Göbel nannte gestern aber auch einige mögliche Nachteile der Mittelspur. So sei ungeklärt, wie die Hinweisschilder angebracht werden könnten, die über einer Busspur hängen müssen. Man werde die Mittelspur dennoch „sehr ernsthaft und wohlwollend prüfen“, versicherte der Sprecher. Bislang hatte Wagner signalisiert, er wolle daran festhalten, die Spur am rechten Fahrbahnrand auf dem heutigen Parkstreifen anzulegen. Verschiedenen Verbänden gelang es auf einer Anhörung am Montag jedoch, den Senator umzustimmen. Auch auf einer Podiumsdiskussion am Mittwoch Abend gab es, wie das Bezirksamt Charlottenburg jetzt mitteilte, eine „deutliche Mehrheit“ für die Mittelspur. Die Kritik an Wagners ursprünglichem Konzept sei „überwältigend“ gewesen, hieß es. Insgesamt seien „mehr als vier“ verschiedene Konzepte vorgetragen worden - eine erstaunliche Leistung, bedenkt man die Tatsache, daß der Ku'damm pro Richtung nur drei Spuren hat.

hmt