Giftfrachter gelüftet

■ Unfall bei der Entsorgung der „Oostzee“ in der Elbe

Bei der Entsorgung des holländischen Giftfrachters „Oostzee“, der seit Tagen mit leckgeschlagenen Fässern der hochgiftigen und brennbaren Chemikalie Epichlorhydrin in der Elbmündung liegt, ist gestern der Mitarbeiter einer Bergungsfirma leicht verletzt worden. Er hatte Gas eingeatmet und wurde in ein Krankenhaus nach Brunsbüttel gebracht. Offenbar sei die Atemschutzmaske des Mannes undicht gewesen, hieß es.

Mit der Entgasung des Frachters, der 4.000 Tonnen Epichlorhydrin von Rotterdam nach Leningrad bringen sollte, war gestern vormittag auf der Reede vor Neufeld, rund vier Kilometer vor Brunsbüttel, begonnen worden. Um ein plötzliches Entweichen großer Mengen des Gasgemisches zu verhindern, wurden allerdings nicht wie ursprünglich vorgesehen die Ladeluken des Schiffes geöffnet. Stattdessen sorgten bordeigene Ventilatoren für einen „kontrollierten Luftwechsel“. Die Küstenbevölke

rung sei bei einer Entfernung von etwa vier Kilometern nicht gefährdet gewesen.

Bis zum Nachmittag waren nach Angaben des Leiters des Wasser- und Schiffahrtsamtes Cuxhaven, Karl-Otto Zacher, Deckshaus und Maschinenraum des Frachters nahezu gasfrei und konnten bereits ohne Schutzkleidnung betreten werden. Die Umweltschutzorganisation „Greenpeace“, die die Entsorgungsaktion vor Ort beobachtete, warf den Verantwortlichen Fahrlässigkeit vor. So seien die an Bord arbeitenden Experten nur mit unzureichenden Atemfiltermasken ausgestattet.

Die „Oostzee“ war von Brunsbüttel aus nach Neufeld geschleppt worden, nachdem die Stadt gegen die Entgasung dort protestiert hatte. Das holländische Giftschiff mußte dabei auch einem Frachter mit unbestrahlten Brennelementen für das AKW Brunsbüttel weichen. Der Atomfrachter hat Brunsbüttel wieder verlassen.

dpa