QUERBEAT

■ Corin Curschella und Norbert Riechmann im Flöz

„Es war einmal“, so beginnen nicht nur viele Märchen, sondern auch das Programm der musikalischen Geschichtenerzählerin Corin Corschella. „Es war also einmal, daß in den Schweizer Alpen hoch oben auf den Bergen ein Senn in seiner Hütte an einem See lebte, der, als ein erschöpftes Mädchen um ein Glas Milch bat, derselben eins von seiner roten Kuh abzapfte, worauf das Mädchen in Krämpfen verschied, nicht ohne den Mörder zu verfluchen. Sofort kam ein Unwetter über die Berge, der See schwappte über und riß Mann und wahrscheinlich auch die Kuh in den Tod.“ Nach solcher Einstimmung mit anschließender lautmalerischer Vertonung dieses schweizerischen Märchens, die so ganz und gar nicht dramatisch ist, bietet das Duo ein Potpourri einer Geisteshaltung, in der James Joyce, Elliot verschmelzen mit schweizerischer, indischer und amerikanischer Volksmusik. Die Schweizerin betont ausdrücklich, und deshalb sei es auch hier vermerkt, daß sie ihr indisches Instrument, das in der Technik einer Harmonika nahe kommt, nicht billig auf irgendeinem Trip gen Asien erstanden hat, sondern regelrecht importiert hat, damit die Menschen in Indien von dem Verkauf auch wirklich etwas haben.

Man weiß nicht recht, ob das Naivität ist. Sicher aber ist es grundanständig und insofern ist diese Haltung ein Spiegelbild ihrer gesungenen Erzählungen von besagtem Joyce beispielsweise, dessen letztes Kapitel aus „Ulysses“, „das jeder kennt“, wie sie meinte, sie in wenigen Worten und einer Stimme zusammenfaßt, die der von Susanne Vega nahekommt, ohne auch nur den Versuch zu beinhalten, jene zu kopieren. Dafür ist ihr Programm auch zu vielfältig, sind ihre Ausflüge in die Welt von Folk und Blues zu unterschiedlich. Aber in der Tiefe ihrer Seele ist und bleibt sie Schweizerin, liebt die Harmonie einer sauberen Bergwelt, die inzwischen nur noch als Märchen erträglich ist.

Qpferdach

Corin Curschella und Norbert Riechman, „The Lady & The Tramp“ heute und morgen 22 Uhr im Flöz, Nassauische Straße