: Radioaktive Belastung bis ins dritte Jahrtausend
Berlin (taz) - Die baden-württembergische Landesregierung beantwortete die Anfrage der Grünen nach den Folgen von Tschernobyl lapidar: „Wild, Pilze und Fische aus einigen Teilen Oberschwabens werden noch längere Zeit ein höheres Kontaminationsniveau als vor Tschernobyl aufweisen. Bei Fischen dürfte dies etwa bis zum Jahr 2000 gelten, bei Pilzen und Wild noch darüber hinaus.“ Während Ackerböden vergleichsweise niedrig belastet seien, Grünland mäßig, blieben Waldböden „relativ hoch“ belastet. Sie würden im Südosten des Landes „erst in Jahrzehnten wieder auf dem Niveau von vor Tschernobyl“ sein. Untersuchungen legte die Regierung auch über die Aufnahme radioaktiven Cäsiums durch Pflanzen vor. Ungünstig sind Böden mit höherem Sandgehalt und niedrigem pH-Wert. Oft sind das Waldböden, besonders aber Moorböden.
Als „zynisch und unverantwortlich“ bewertete der verbrauchspolitische Sprecher der Grünen, Michael Jacobi, die Einschätzung der Landesregierung. Umweltminister Erwin Vetter hatte sich auf neueste Untersuchungen an Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki berufen. Danach seien bei diesen „weniger Krebsfälle aufgetreten als in der unbestrahlten Vergleichsgruppe“. Die Strahlenschutzkommission, hielt Jacobi dagegen, habe in ihrem Bericht vom September 1988 das Krebsrisiko unter Berufung auf die gleichen Daten um das drei- bis siebenfache höher angesetzt als bisher angenommen.
Konkret wurde die Anwort der Landesregierung nur in puncto Geld: der Gesamtschaden für die gewerbliche Wirtschaft habe über 91 Millionen Mark betragen. 62 Millionen wurden zur Entschädigung gezahlt.
wg
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