: Pilotin Anne - Clofrau wußte vonnichts
■ Die AL beordert Senatorin Klein nach Hause / Senatorinnen Limbach und Schreyer zeigen sich solidarisch / Anne Klein: Ich habe 10.000 Mark gewonnen
Jugendsenatorin Anne Klein wird auf Wunsch ihrer Partei „baldmöglichst“ aus ihrem Urlaubsort Fuerteventura einfliegen. Sie kommt damit einem Beschluß des Delegiertenrats der Alternativen Liste vom Mittwoch abend nach. Die Parteibasis hatte „dringenden Aufklärungsbedarf“ signalisiert. „Ohne daß ich weiß, was Anne dazu meint, kann ich gar nichts sagen“, meinte eine der Delegierten am Mittwoch abend als das Thema „Flugbewegungen einer Senatorin“ auf der Tagesordnung stand.
Gestern nun äußerte sich die Senatorin gemeinsam mit der Partei ausführlicher. Bei dem Pilotenspiel handle es sich „nicht um ein harmloses Partyvergnügen“, urteilt die Senatorin. Das Spiel spiegle auf verharmlosende Weise gesellschaftliche Mechanismen wieder, die die AL politisch ablehne. Allerdings, so fordert die AL, sei die Bewertung des Spiels von der „gezielten Rufmordkampagne“ scharf zu trennen. Die „Integrität“ der Senatorin sei nicht in Frage gestellt, urteilt sie und fordert die CDU auf, ihre „durchsichtige Rufmordkampagne“ einzustellen. Anne Klein erklärt zu ihren „Flügen“: „Ich habe ein einziges Mal im privaten Kreis teilgenommen. Mit einem Einsatz von 1.500 Mark habe ich zirka 10.000 Mark gewonnen. Davon habe ich 10% an ein soziales Projekt gespendet, kleinere Spenden gingen an unterschiedliche Projekte... Alle anderen Behauptungen sind unwahr.“
Die Kampagne gegen Anne Klein hat gestern auch die „Hexenrunde“ auf den Plan gerufen. Stellvertretend für die Senatorinnen schrieb Jutta Limbach einen offenen Brief an Eberhard Diepgen (CDU). Es komme nicht von ungefähr, heißt es darin, daß die für Frauenfragen zuständige Senatorin Zielscheibe der öffentlichen Kritik sei. Limbach appellierte an Diepgen, daß der Streit mit der Senatorin ihre Politik zum Inhalt haben sollte.
Nach der „dünnen“ Erklärung der Senatorin zu ihrer Teilnahme am Pilotenspiel tat sich die AL schwer, sie in der Öffentlichkeit zu verteidigen und sich hinter sie zu stellen. Unter großem Beifall erklärte auf dem Delegiertenrat Johann Müller-Gatzurek, das Spiel widerspreche all dem, wie die AL sich den Umgang der Menschen untereinander vorstelle. Wenig Gegenliebe bei den Delegierten fand die versuchte Bagatellisierung der Teilnahme von Anne Klein am Pilotenspiel der Pressesprecherin Kämper. Sie sagte, Klein sei schließlich nicht die einzige aus der AL gewesen, die gespielt habe, schließlich hätten auch viele davon gewußt. Sie als „Clofrau“ (auf dem Clo des ICC wurde Klein von Arkenstette zur Kandidatur überredet), entgegnete Birgit Arkenstette, habe nichts gewußt. Sie ermahnte, die politische Kampagne gegen Anne Klein ernst zu nehmen: „Wenn das noch 'ne Woche so läuft, ist sie weg“. b
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