piwik no script img

...Pastor sein dagegen sehr

■ Was Pastor Möllers Auslegung von Paulus 4. Philipperbrief alles so ingang setzt

Da steht er, der Pastor Möller aus Detmold, vor dem gelbgeringelten Vorhang und hinter den Plastiktischen in diesem scheußlichen Ziongemeindesaal und kehrt die Reste der Philipperbriefe zusammen. Der vierte ist heute dran, der zupackende Weißbart greift noch ein paar Krümel von den vorangehenden dazu. „Der Herr ist nahe“, das hat „was Eskatologisches“... Paulus appelliert an die „Genossen“ das hat was von „genießen“ , zu danken für die Existenz, zu denken, zu beten... Christus ist die Klammer...(mein Gott, die habens's ja auch nicht einfach, diese Pastors)... „Knecht, „ein Wort, daß Sie vielleicht nicht gern haben“, das sind Menschen, die einen Chef haben, die im Dienste Jesu Christi stehen,... die Liebe, sich füreinanderöffen, füreinander dasein...(mein Gott, immer der gleiche Salm, und das alten, verstockten Leuten, die nur noch selber reden wollen, aber nicht sich öffnen)...„daß der Tod seinen Schrecken verloren hat“,...„und damit komme ich zu einem dritten Punkt“, Paulus ruft sie auf „wie ein Soldat...ermahnt sie zu gemeinsamer Frontstelleung gegen den Feind“, (müssen die denn wirklich alles und jedes rechtfertigen, was dieser Paulus in irgendeinem Brief geschrieben hat? Wieso ist jeder Brief von dem Bibel und heiligheiligheilig? )...„schaffen“ nicht im Sinne von geschafft, wie kaputt, auch nicht im Sinne von schaffe schaffe Häusle baue, sondern „aktiv sein und zittern“...(immer Haltung eintrichtern, Leuten, jenseits der sechzig Lebenshaltung einreden, mein Gott, die haben's wirklich nicht leicht, dieses Pastors)... komme ich zu einem 5. Schlagwort: umeinander ringen“. es ging um Synchretismus damals, „damals wie heute“, auch in unserer Kirche gibt's ne Menge Wischi-Waschi“, Paulus redet von Hunden“ in dem Zusammenhang, ein „schreckliches Wort“, das sind Leute, die die Gemeinde erschrecken, (müssen sie denn wirklich alles rechtfertigen, weil es Bibel ist, jedes Gegeifer des Expharisäers Paulus auf seine jüdischen Mitchristen? Haben sie es vielleicht gar nicht schwer, sind sie vielleicht einfach knochenautoritär, diese süßen Weißbarte? Und immer dieses 'damals wie heute‘, kriegen die dieses ahistorische, haarsträubende Zeug so beigebracht?)

Zionspastor Danger ermuntert, sitzen zu bleiben, noch ein bißchen Tee zu trinken und über Paulus zu disputieren, nicht immer bloß über Tennis, Fußball und die Preise bei Wertkauf, nicht immer bloß „krassester Materialismus.“ Was in der heutigen Kirche wischi-waschi ist, möchte ich genauer wissen. Der Kirchentag, sagt Pastor Möller, die Bremer Kirchenzeitung mit einem Osterhasen aus Seite eins der Karfreitagsausgabe, sagt Pastor Danger. Eine Frau, deren schwerer Akzent der einer Aussiedlerin sein könnte, nennt die Gemeinden „tot“ - „überhaupt nicht!“ erregt sich der verrentete ehemalige Personalchef einer Werft neben ihr und überaltert. Sie verlangt, daß der Pastor konkret lebenshelfen soll, nicht was damals war, nur was sie jetzt machen soll, sei interessant. Er soll sagen, wie sie ihren unfrommen Sohn zum Glauben bringen soll. Ach, sie haben's doch schwer, diese Pastors.

Uta Stolle

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen