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143 Tote im Spannungsgebiet Sri Lanka

■ Mindestens 143 Tote seit Freitag / Indien zieht in symbolischer Geste 620 Soldaten ab / Truppenabzug vorläufig gestoppt / Weitere Verhandlungen in Neu-Delhi / Jahrtausendealte Freundschaft beschworen

Colombo/Neu-Delhi (afp/ap/dpa) Indien wird bis zur Gewährung umfassender Sicherheitsgarantien und Autonomierechte für die tamilische Bevölkerungsgruppe in Sri Lanka keine weiteren Einheiten seiner Friedenstruppen aus dem benachbarten Inselstaat abziehen. Das meldeten die indische Nachrichtenagentur 'UNI‘ und indische Zeitungen am Sonntag. Damit ist der von Sri Lankas Regierung als diplomatischer Sieg dargestellte Truppenabzug der Inder nach der Verschiffung einer Einheit von 600 Soldaten in der Nacht zum Sonntag praktisch zum Stillstand gekommen.

Der srilankische Außenminister Ranjan Wijeratne hält sich unterdessen zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in Neu -Delhi auf. Nach Angaben der srilankischen Regierung verhandelt er dort über einen Terminplan für den Abzug der zur Zeit 45.000 Soldaten starken Friedenstruppe, die im Norden und Osten der Insel stationiert ist. Indien hat bislang alle srilankischen Forderungen abgelehnt. So sind die Inder auch nicht bereit, für die Dauer der Verhandlungen ihre Operationen gegen die tamilische Untergrundorganisation der „Befreiungstiger von Tamil Eelam“, die die militärische indische Präsenz ebenfalls bekämpft, einzustellen.

Noch am Samstag beteuerte Wijeratnes, Indiens Entschluß, seine Truppen abzuziehen, habe dazu beigetragen, die 2.500 Jahre alte Freundschaft zwischen beiden Ländern zu festigen. Präsident Premadasa hatte den Abzug aller indischen Truppen für Samstag gefordert. Die Gespräche in Neu-Delhi sollen dazu dienen, einen Zeitplan für den völligen Abzug vorzubereiten und sicherzustellen, daß die offensiven Militäraktionen auf Sri Lanka ein Ende hätten, sagte Premadasa.

Die seit Donnerstag um Mitternacht verhängte Ausgangssperre in Sri Lanka wurde am Sonntag morgen für zehn Stunden unterbrochen. Dennoch blieben die Straßen der Hauptstadt weitgehend menschenleer, denn die regierungsfeindliche Extremistenorganisation JVP hatte ihrerseits eine Ausgangssperre verhängt. Das öffentliche und private Transportwesen kam auch am Sonntag zum Erliegen, die meisten Geschäfte blieben geschlossen.

Bei einem Bombenanschlag auf eine Polizeistation in Galle im Süden Sri Lankas wurde ein Polizist getötet. Nach offiziellen Angaben sind seit Freitag 123, nach inoffiziellen weit über 200 Menschen bei regierungsfeindlichen Ausschreitungen und antiindischen Demonstrationen ums Leben gekommen.

Westliche Diplomaten und Menschenrechtsorganisationen äußerten die Befürchtung, daß bei der gewaltsamen Auflösung der Demonstrationen, zu denen die JVP am Freitag aufgerufen hatte, mehr Menschen als offiziell angegeben ums Leben gekommen seien. Die JVP lehnt das indisch-srilankische Friedensabkommen ab und fordert den Abzug der indischen Truppen, die den Unabhängigkeitskampf der Tamilen beenden und ihre Rechte gleichzeitig schützen sollten.

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