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8.300 Festnahmen in Peru

■ Aus Angst vor Anschlägen Razzien in Lima / Über 100 Tote bei Gefechten mit „Sendero Luminoso“ / Künftig Todesstrafe und Militärgerichte für Terroristen?

Lima (ap/afp/dpa/taz) - Bei mehreren Razzien in der peruanischen Hauptstadt Lima wurden am Freitag etwa 8.300 Menschen festgenommen. Die Verhaftungswelle zielte darauf, mögliche Anschläge der maoistischen Guerillabe wegung „Sendero Luminoso“ („Leuchtender Pfad“) auf eine Militärparade zum Nationalfeiertag am 28.Juli zu verhindern. Im Urwaldgebiet Huayaga nordöstlich Limas kam es vor und nach den Feiern zum 168.Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung zu drei schweren Gefechten: Mehr als hundert Guerilleros und mindestens acht Soldaten kamen ums Leben.

In der traditionellen Rede zum Nationalfeiertag forderte der Staatschef des von Krieg und Wirtschaftskrise gebeutelten Landes, Alan Garcia, die Todesstrafe für Delikte mit terroristischem Hintergrund und die Einrichtung von Militärsondergerichten zur Aburteilung von Aufständischen. Garcia, der in sein letztes Amtsjahr geht, sagte, die zivilen Richter hätten ihre Aufgaben unter ständigen Drohungen und Anschlägen der Guerillabewegungen nicht erfüllen können Fortsetzung auf Seite 6

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nun müsse die Gerichtsbarkeit dem Militär übergeben werden. Das Militär ist in der Vergangenheit mehrfach schwerer Menschenrechtsverletzungen bei der Aufstandsbekämpfung beschuldigt worden.

In seinem „Bericht zur Lage der Nation“ gab Garcia weiterhin bekannt, daß in den vergangenen zwölf Monaten 776 Menschen bei Gefechten mit Sendero Luminoso und der linksnationalistischen Guerillaorganisation „Movimiento Revolucionario Tupac Amaru“ ums Leben gekommen seien, darunter 264 Mitglieder der Streitkräfte sowie 87 Bürgermeister und lokale Verwaltungsbeamte. Insgesamt schätzt die Regierung die Zahl der Todesopfer seit dem Beginn der Aktionen von Sendero Luminoso 1980 auf mehr als 15.000. Ein Großteil von ihnen dürfte unbeteiligte Zivilisten gewesen sein, die in dem rücksichts losen Kreuzfeuer zwischen den Aufständischen und der Armee starben.

Die feierliche Ansprache des Staatsoberhauptes konnte nur von einer Minderheit der Bewohner Limas am Bildschirm oder im Radio mitverfolgt werden. Am Mittwoch hatte Sendero Luminoso 22 Hochspannungsmasten in die Luft gejagt, und somit in einem Großteil der Siebenmillionenstadt die Stromversorgung lahmgelegt.

Das systematische Sabotieren der Stromversorgung ist schon seit geraumer Zeit Teil der Strategie Sendero Luminosos. Die den Roten Khmer in Kambodscha ähnliche Guerillabewegung will die Küstenstadt Lima von der Andenregion her aushungern, in dem sie ihr die Strom-, Wasser- und Nahrungsversorgung kappt. In den letzten zwei Jahren ist Sendero Luminoso dabei der Umzingelung Limas beträchtlich nähergekommen und konnte in den Provinzen Junin und Pasco östlich der Hauptstadt Fuß fassen. Es

wird geschätzt, daß Sendero Luminoso heutzutage in rund einem Drittel des peruanischen Territoriums präsent ist.

Dabei ist bewiesen, daß Sendero Luminoso nur von einer Minderheit der peruanischen Bevölkerung unterstützt wird. Statt auf den Aufbau einer breiten sozialen Basis setzen die machthungrigen Guerilleros vielmehr darauf, in einem niedergewirtschafteten und polarisierten Peru unter der städtischen Bevölkerung Panik auszulösen, um in dem nachfolgenden Chaos die Machtübernahme zu versuchen. Daher muß nach Ansicht peruanischer Experten die militärische Aufstandsbekämpfung von intensiver politischer Arbeit begleitet werden. Eine linke Menschenrechtlerin etwa meint: „Wir können der von Sendero Luminoso ausgehenden Gefahr nur durch eine schnelle und massive Basisarbeit entgegentreten. Nur wenn die Leute organisiert sind, können sie dem Terror Senderos standhalten.“

Ciro Krauthausen

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