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DDR-Lyrik, unzensiert

 ■ D O K U M E N T A T I O N

Zu singen nach dem Weihnachtslied „Draußen vom Walde komm ich her, ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr“:

Vom CENTRUM- Warenhaus komme ich her, ich muß euch sagen: die Regale sind leer. Überall auf den Stufen und Kanten sitzen Polen mit ihren Verwandten, und draußen vor dem geschlossenen Tor stehen geduldig die Deutschen davor. Und wie ich so gehe am Markt vorbei, sehe ich die Leute aus der Tschechei, sie haben gekauft und gefüllt ihre Taschen, da glotzen sie blöd, die Deuschen, die Flaschen. Und als ich dann heimfuhr mit einem Busse, saß mir gegenüber ein bepackter Russe. Vor Wut kaufte ich an der Ecke noch Käse in der Schlange stand vor mir ein Vietnamese. Ich stolperte zur Tür raus, ich Armer, und stieß zusammen mit einem Kubaner. Komm lieber Erich, sei Du unser Gast, und gib uns die Hälfte von dem, was Du hast. Der Pole hat Kohle, der Russe das Gas. Wir haben die Freundschaft - ist doch auch was. Wir haben: auf den Straßen die Löcher, in den Geschäften leere Fächer, zu Ostern keine Geschenke, zu Pfingsten keine Getränke, zu Weihnachten keinen Boo(au)m, zu Silvester keinen Strom, in der HO keinen Bekannten, im Konsum keine Verwandten, aus dem Westen selten ein Paket, nur Erich weiß nicht, wie's uns geht.

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