: China und Vietnam uneins über die Roten Khmer
■ Chinesischer Außenminister dringt in Paris auf Einbeziehung der Roten Khmer, Vietnam schließt einen legalen Status der Roten Khmer aus / Einigkeit über die Rolle der UNO: Sie soll eine Kontrollfunktion im Lande übernehmen und eine Friedenstruppe entsenden
Paris (dpa/afp/taz) - Der vietnamesische Truppenabzug und die Bildung einer Übergangsregierung in Kambodscha sollen unter Aufsicht der Vereinten Nationen stattfinden. Auch Chinas Außenminister Qian Qichen forderte am Montag, dem zweiten Tag der mehrwöchigen internationalen Kambodschakonferenz in Paris, die Entsendung einer Friedenstruppe und bescheinigte der UNO die „größte Kompetenz, Erfahrung und Autorität“.
An der Einbeziehung aller vier kambodschanischen Konfliktparteien und damit auch der von China unterstützten Roten Khmer hielt der chinesische Außenminister fest. Ohne die Roten Khmer ausdrücklich zu nennen, sagte Qian Qichen, es könne keinen Erfolg geben, wenn man versuche, eine der vier bei der Konferenz vertretenen Parteien auszuschließen. Unter der kambodschanischen Delegation haben sich auf der Pariser Tagung die drei Anführer der antivietnamesischen Widerstandskoalition und Ministerpräsident Hun Sen von der provietnamesischen Regierung von Phnom Penh zusammengefunden.
Trotz aller Zugeständnisse der Regierung Hun Sen an die politischen und wirtschaftlichen Vorstellungen der sowohl von westlichen Ländern als auch von Peking unterstützten Widerstandskoalition des Prinzen Sihanouk sind die kambodschanischen Fraktionen über die zukünftige Rolle der Roten Khmer nach wie vor uneins. Am Sonntag signalisierte Phnom Penhs Schutzmacht Hanoi zwar unerwartete Kompromißbereitschaft, der UNO eine Kontrollfunktion in der Übergangsphase zuzugestehen und selbst die Regierungsbeteiligung der Roten Khmer nur noch als eine Frage der Quantität zu erwägen. Gestern bezeichnete Vietnams Außenminister Ngyen Co Tach jedoch die Grenzen seiner Zugeständnisse: Eine Lösung, die den Roten Khmer einen legalen Status verleihe und das Regime von Pol Pot nicht für alle Zeiten von der Macht in Kambodscha ausschließe, sei nicht annehmbar.
Auch die USA stehen einer Rückkehr der Roten Khmer in offizielle Funktionen abweisend gegenüber. Sie würden sich einer Beteiligung Khieu Sampans an der Macht in Phnom Penh zwar beugen, wenn ihr Protege Prinz Sihanouk, der nichtkommunistische Führer der kambodschanischen Widerstandskoalition, dies für notwendig hält, erklärte US -Außenminister James Baker. Washingtons Unterstützung für das künftige Regime in Phnom Penh werde sich aber umgekehrt proportional zu dem Machtanteil der Roten Khmer in Phnom Penh verhalten.
Sihanouk hielt offiziell an einer Regierungsbeteiligung der Roten Khmer fest, fügte aber bitter hinzu, daß fünf seiner Kinder und vierzehn seiner Enkelkinder von den Roten Khmer getötet und gefoltert worden seien.
sl
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen