: Feuer und Flamme
Duisburger Universiade im Endspurt ■ PRESS-SCHLAG
Was ein rechtes Fake-Olympia werden will, das braucht nach der Initialzündung noch einen zünftigen Feuerzauber: Einige Wochen vor der Eröffnung der Sport-Weltfestspiele der Studierenden hat die Veranstalterstadt Duisburg jetzt die Lampe an.
Und was erleuchtet die Universiade, jene nach den Olympischen Spielen zweitwichtigste weltsportliche Veranstaltung? Beileibe nicht irgendein konventionelles Flammeimerchen und schon gar kein Hochofen, sondern eine von Thyssens Stahlbauwerkstatt spendierte 15 Meter hohe Metallinstallation; eine himmelstürmende Sichel, versehen mit 300 Verbrennungsdüsen für 60.000 Mark wird das Feuer spucken. Dem feierlichen Akt des Zündelns geht eine PR-Tour durchs Revier voraus. Acht Tage lang wird sich eine Stafette von insgesamt 5.000 LäuferInnen, darunter 1.000 FackelträgerInnen, auf einem Rundkurs entlang der acht Hochschulstandorte des Reviers bewegen. An den Etappenzielen wird die Universiade promotet, den Veranstaltern schwebt dazu Originelles vor: „Die Begrüßung durch Hochschulrektoren und örtliche Honoratioren soll Verbundenheit demonstrieren.“
In Düsseldorf schließlich wird das universiadelle Flammeri auf einen bereitstehenden Geleitzug von Ruderbooten geladen, die es rheinabwärts gen Duisburg pullen werden. Und da geht's dann noch tierischer ab: „Topbeflaggungen, Nebelhörner, viele Schiffe und Wasserfontänen der Feuerwehrboote werden für einen würdigen Empfang sorgen“ Duisburg benäßt sich.
Ähnlich schwer beeindruckend sind Details über die geplante Inszenierung der Eröffnungsveranstaltung am 22.August, die aus dem Organisationskomitee der Stadt mit dem weltgrößten Binnenhafen sickern wie die Bilge in den Kiel: Der Bundeskanzler höchstpersönlich wird die Universiade eröffnen, kein Geringerer als der Bundespräsident hat die Schirmherrschaft übernommen, während der Ober-Olympionike Samaranch sich mit dem Patronat bescheiden muß. Nordrhein -Westfalens Ministerpräsident Rau aber wird allein durch seine charismatische Anwesenheit glänzen. Vive la Difference.
Die 16 größten der gemeldeten 86 Mannschaften erhalten ein Privileg: Ihr Einzug in das Wedaustadion wird mit „landestypischen Maskottchen“ begleitet. Dabei läßt die kulturbeflissene Stadt Duisburg äußerste Raffinesse walten: Die Australier werden von einer Känguruh-Meute, die Briten von Bobbies und die Amerikaner durch DarstellerInnen der Freiheitsstatue eskortiert. Unklar ist noch, ob Schäferhunde, bekanntlich die BRD-Wappentiere, der bundesrepublikanischen Mannschaft sekundieren. Und wie die Panzer, die das Team der Volksrepublik China in Schach halten müssen, die Einreisekontrollen umgehen.
Vielleicht wird unsere starke Truppe, die Bundeswehr, eine Art internationalistische Amtshilfe gegen etwaige „Konterrevolutionäre“ leisten. Für die Logistik der Universiade jedenfalls mühen sich Westdeutschlands Krieger nach Kräften: Die Bundeswehr-Sportschule schafft für das Fechtturnier zehn komplette Fechtbahnen nach Duisburg, ein Gronauer Truppenteil transportiert Massagebänke. Und zur Eröffnungsveranstaltung läßt Günther Noris seine Kameraden von der Bundeswehr-Bigband den Marsch blasen. Die soldateske Combo soll auch hier, weil grundsätzlich, in Uniform spielen. Bleibt abzuwarten, welche Possen der Eröffnungssprecher Jörg Wontorra dazu reißen wird.
Thomas Meiser
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