: HUNDEKUCHEN
■ Gift im Tiergarten
E605 ist ein Schädlingsbekämpfungsmittel, dessen Gebrauch für einen normalen Hundehasser (wie du &ich) recht ungewöhnlich ist, da es nur gegen Vorlage eines Personalausweises ausgegeben wird. Gewöhnliche Hundefeinde verwenden Rattengift (neulich am Bayerischen Platz). Am 14.Juli wurden insgesamt 400 Gramm E605 im Tiergarten gefunden. Am Kiosk an der Moltkebrücke, vor dem Gartenbauamt und am Rande der Mir Caravane. Ein Hund vom Footsbarntheatre starb und Kevin, ein Theaterkind, mußte mit Vergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Polizei rückte mit 60 Mann an.
W.N., der den „Kaninchenkiller“ G.W. in Verdacht hat, mußte bei der Polizei Aussagen machen und berichtet über den ermittelnden Beamten, Herrn Wolf, daß er sich in keiner Weise für die Sache interessiert und gesagt hätte: „Wenn dieses blöde Engländerkind nicht die Wurscht gefressen hätte, wäre uns das erspart geblieben.“
G.W. wurde ebenfalls verhört. Der Polizist hielt ihn für glaubwürdig, denn: der wäre doch selber Tierfreund. Das bestreitet ein Zeuge, der G.W. anzeigen will, weil der seine Hunde seit Jahren nicht mehr aus'm Zwinger gelassen hat.
Die Polizei vermutet einen irren Hundehasser, der willkürlich sein Gift verstreut, W.N. weist aber darauf hin, daß das Gift nur an bestimmten Stellen im Tiergarten gefunden wurde, nämlich an den Stellen, an denen sich die umherschweifenden Hunde vom Tempodrom, vom Kiosk und vom Rollheimerdorf für gewöhnlich treffen. Für einen Gartenbauamtsmitarbeiter wie G.W. dürfte es keine Schwierigkeit sein, sich ein bißchen E605 abzuzwacken, oder? Und seine Hunde läßt er ja, wie gesagt, nie aus dem Zwinger.
Detlef Kuhlbrodt
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