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Unternehmensstruktur in Frage gestellt

Auflagen unverbindlich, aber dennoch bedeutsam  ■ Mit der MONOPOLKOMMISSION auf Du und Du

München (dpa/taz) - Die Monopolkommission der Bundesregierung hat in ihrem grundsätzlichen Ja zur Fusion Daimler-Benz zwar scharfe Bedingungen formuliert. Gleichzeitig hat sie diese jedoch nur in Empfehlungsform gekleidet bzw. dem Mann, der hier die Entscheidung treffen muß, als Alternativen vorgeschlagen. Wirtschaftsminister Haussmann ist jedoch ohnedies nicht an das Kommissionsvotum gebunden. Immerhin: Die Auflagenvorschläge der Kommission zum geplanten Zusammenschluß zielen auf wesentliche Unternehmensbereiche beider Konzerne. Der Vorschlag, den Bereich Triebwerke für militärische Flugzeuge und Hubschrauber oder Teile der Wehrtechnik, etwa Lenkwaffen und Drohnen sowie Wehrelektronik bei Daimler/MBB zu verkaufen, käme einer Zerschlagung der geplanten Unternehmensstruktur gleich, hieß es bei Branchenkennern.

Der Bereich Flugzeugtriebwerke wird im Daimler-Konzern von der 1985 vollständig erworbenen MTU Motoren- und Turbinen Union GmbH München vertreten. MTU München (Umsatz 1988: 1,5 Milliarden DM) ist beispielsweise deutscher Partner bei den internationalen Triebwerksprojekten für den Tornado, den künftigen Jäger 90 und den Panzerabwehrhubschrauber PAH 2. Bei Hilfsaggregaten und Komponenten für Triebwerke für Kleinfluggeräte (Drohnen) ist für MTU die Klöckner-Humboldt -Deutz AG (KHD/Köln) ein Mitkonkurrent. Wie das Bundeskartellamt in seinem Beschluß zur Daimler/MBB-Fusion Ende April feststellte, ergibt sich für MTU und KHD in diesem Bereich zwischen 1980 und 1988 ein Umsatzvolumen von acht Milliarden DM, wovon auf MTU 83 Prozent entfielen.

Auf dem Markt für Lenkwaffen - schnellfliegende Flugkörper, fernlenkbar oder selbststeuernd - sind in der Bundesrepublik außer MBB im wesentlichen nur noch die Bodenseewerk Gerätetechnik GmbH+Co (BGT), Überlingen, sowie neuerdings auch die Siemens AG, Berlin/München und die zum Daimler -Konzern mehrheitlich gehörende Dornier GmbH, Friedrichshafen, tätig. BGT gehört zum US-Konzern Perkin -Elmer Corp., der bekanntgegeben hatte, daß er sich davon trennen möchte. Als ein BGT-Interessent gilt die Nürnberger Diehl-Gruppe. Nach Erhebungen des Bundeskartellamtes entfallen im Zeitraum 1980 bis 1988 von zwölf Milliarden DM Gesamtvolumen im Lenkwaffenmarkt auf MBB über 80 Prozent.

Im Bereich Drohnen - unbemannte, langsamfliegende Kleinfluggeräte - sind im Inland hauptsächlich Dornier und MBB tätig. Das Bundeskartellamt hat für diesen Markt zwischen 1980 und 1988 ein Volumen von „einigen Milliarden DM“ ermittelt, von dem auf Dornier rund 86 Prozent und auf MBB 14 Prozent entfallen.

Der Markt der Wehrelektronik - beispielsweise Feuerleitsysteme, Radar, Funk- und Fernmeldesysteme, elektronische Kampfführung - wird im wesentlichen von der Daimler-Tochter AEG AG, Frankfurt, und Siemens beherrscht. Das Bundeskartellamt stellte für den Zeitraum 1980 bis 1988 ein Markt-Gesamtvolumen von 30 Milliarden DM fest. Davon entfielen auf den Daimler-Konzern (AEG, Dornier) 42 Prozent.

Das Bundeskartellamt hatte bei einem Zusammenschluß Daimler/MBB von einer Verstärkung der schon bestehenden marktbeherrschenden Stellung von MBB bei militärischen Flugzeugen, Hubschraubern und Lenkwaffen geschrieben. Auf dem Markt für Drohnen, wo MBB und Dornier bislang Wettbewerber waren, würde die Marktbeherrschung entstehen. Auch die Monopolkommission verweist in ihrem Gutachten darauf, daß nach einem Zusammenschluß Daimler/MBB der Konzern der einzige europäische Luft- und Raumfahrtkonzern wäre, der sowohl Zelle und Ausrüstung als auch Triebwerke entwickelt und fertigt.

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