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Zweites Aus für die Weserstraße 39

■ Leerstehendes Fabrikgebäude zum zweiten Mal besetzt und geräumt / Klingbeilgruppe läßt weiterhin leerstehen

Die BesetzerInnen rechneten schon nicht mehr mit einer Räumung, als Freitag nacht die Polizei anrückte. Gegen 23 Uhr 45 wurde das am Donnerstag nachmittag besetzte Fabrikgebäude in der Weserstraße39 geräumt. Da hatten die rund 50 BesetzerInnen das Gebäude schon verlassen, sodaß die Polizei niemanden mehr im Haus antraf. Das Räumungsbegehren war vom Verwalter des Hauses, das der WEF -Grundstücksgesellschaft, einem Ableger der Klingbeil -Gruppe, gehört, am Freitag abend fernmündlich bestätigt worden. Rechtsgrundlage auch dieser zweiten Räumung war der schon von der ersten Besetzung des Gebäudes im April dieses Jahres herrührende Räumungsantrag. Dieser sei, wie ein Polizeisprecher erklärte, generell unbefristet und habe daher immer noch Gültigkeit.

Nach der Besetzung im April hatte die Klingbeil-Gruppe angekündigt, das seit mehreren Jahren leerstehenden, über 1.000 Quadratmeter große, Fabrikgebäude zu einem Aussiedlerwohnheim auszubauen. Dieser Plan scheiterte jedoch am Widerstand der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung. Nun sei nach ihren Informationen geplant, in dem Gebäude Werkstätten für Behinderte unterzubringen, erklärten die BesetzerInnen. Sie wollen in der Weserstraße wohnen und ein Kiezkulturzentrum einrichten. Daneben planen sie, von der Berliner Mietergemeinschaft unterstützt, eine Aufklärungskampagne über Machenschaften der Klingbeil-Gruppe und suchen daher Kontakt zu anderen Klingbeil-MieterInnen. Für Samstag hatten die BesetzerInnen deshalb zum Hoffest geladen, das jedoch von der Polizei verhindert wurde. Auf dem Bürgersteig vor dem Haus durfte dann doch friedlich gefeiert werden.

-guth

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