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Genscher interveniert in Budapest

■ Keine Stempel für Fluchtversuche nach Österreich / DDR warnt vor Botschaftsbesetzungen

Budapest/Ost-Berlin (afp/dpa) - Während die DDR am Wochenende ihre Bürger davor warnte, in bundesdeutschen Botschaften ihre Ausreise zu erzwingen, hat Bonn seine diplomatischen Aktivitäten für ausreisewillige DDR-Bürger in Ungarn verstärkt. Wie das Auswärtige Amt in Bonn am Samstag bestätigte, hat Genscher den bundesdeutschen Botschafter in Budapest angewiesen, in Gesprächen mit dem ungarischen Außen - und Innenministerium zu erreichen, daß die Grenzbehörden die Personaldokumente von DDR-Bürgern, die bei einem Fluchtversuch nach Österreich ertappt wurden, nicht mehr mit Stempeln kennzeichnen. Inzwischen wurde in Bonn bestätigt, daß der bundesdeutsche Botschafter in Budapest bereits seit Freitag in dieser Sache verhandelt. Wie es in Regierungskreisen in Bonn ergänzend hieß, hat die ungarische Regierung einen Arbeitsstab eingerichtet, der prüfen soll, welche Konsequenzen der Beitritt zur Flüchtlingskonvention für Ungarn hat. In der deutschen Botschaft in Budapest sollen sich derzeit über 160 DDR-Bürger aufhalten, die ihre Ausreise in die Bundesrepublik erreichen wollen.

Die amtliche DDR-Nachrichtenagentur 'adn‘ wies am Samstag darauf hin, daß Vertretungen der BRD nach dem Völkerrecht keinerlei Rechte und Obhutspflichten gegenüber Bürgern der DDR haben. Für ihre Angelegenheiten sei einzig und allein die DDR zuständig. Außergesetzliche Behandlung einzelner könne durch den Besuch in Botschaften anderer Länder nicht erreicht werden.

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