: Berliner Luft: Bonner SPD stützt Senat
SPD-MdB Penner will keine Kritik an der Streichung von Flügen geäußert haben / Hickhack geht weiter ■ Von Wolfgang Gast
Berlin (taz) - Im Streit um eine Verminderung der Berlinflüge hat sich die Bundes-SPD hinter den Berliner Senat gestellt. Der stellvertretende Vorsitzende des SPD -Fraktion im Bundestag, Wilfried Penner, trat gestern dem Eindruck entgegen, daß es zwischen dem Berliner Senat und führenden Bonner Sozialdemokraten einen Dissens in der Frage der Streichung unausgelasteter Flüge von und nach Berlin gebe. Im Gegensatz zu Pressemeldungen vom Wochenende betonte Wilfried Penner gegenüber der taz, er sei überzeugt, daß der Berliner Senat die besondere Berlinproblematik in seinen Plänen sehr wohl bedacht habe: „Das Handeln des Senats zeigt, daß da nicht ins Blaue hinein agiert wird.“ Penner war zusammen mit dem deutschlandpolitischen Sprecher der SPD, Hans Büchler, dahingehend zitiert worden, daß er den rot-grünen Senat aufgefordert habe, die „besondere Qualität“ der Zugänge zur Halbstadt zu berücksichtigen.
Noch innerhalb der nächsten zwei Wochen werden sich die drei westalliierten Luftfahrtattaches zu einer Sondersitzung treffen, um über die vorgeschlagene Streichung von 36 gering genutzten Flügen zu sprechen.
In Berlin hat sich die Senatorin für Bundesangelegenheiten, Heide Pfarr (SPD), noch einmal für die Streichungspläne stark gemacht. Es gebe „überhaupt keinen sachlichen Widerspruch“ zwischen dem vom Fortsetzung auf Seite 2
Senat unterstützten Ziel der „Berlininitiative“, mit der die alliierten Besatzungsmächte den Westberliner Flughafen Tegel für ein erweitertes Angebot an Flugzielen öffnen wollten, „und unserem Anliegen, die sprunghaft gestiegenen Fluglärmbelästigungen im Korridorverkehr im Rahmen zu halten“. Den Bonner Regierungssprechern warf Heide Pfarr vor, „ohne Rücksicht auf politische Verluste über eine Störung der alliierten Berlininitiative durch den Senat“ zu „schwadronieren“.
Der Bundesvorstand der Grünen hat unterdessen eine Reduzierung der Flüge aus dem Bundesgebiet von und nach Berlin begrüßt. Die Kritik an dem „vernünftigen, ökologisch
orientierten Vorschlag“ sei lediglich „pure Ideolgie - als ob ein paar Flüge weniger pro Tag die Anbindung Berlins an der 'freien Westen‘ gefährden würden“. Vorbehaltlos haben sich auch die hessischen Grünen hinter die Pläne des Berliner Senats gestellt. Die Streichung der überflüssigen Flüge brächte „auch eine spürbare Entlastung für das Rhein -Main-Gebiet“. So flögen allein auf der Strecke Frankfurt -Berlin täglich 30 Maschinen in beide Richtungen: „Wenn aus diesem Überangebot acht Flugpaare gestrichen werden sollen, ist dies nicht nur verkehrspolitisch, sondern auch umweltpolitisch sinnvoll“, so ein Sprecher. Für eine Reduzierung der Berlinflüge konnte sich gestern auch Frankfurts Umweltdezernent Tom Königs rundum begeistern. Für ihn sind die nicht ausgelasteten Flieger „eine Energieverschwendung sondergleichen und eine Belastung für die Startbahn-West, die selbst ihre eingefleischtesten Befürworter
nicht mehr gutheißen können“.
Im Bonner FDP-Präsidium befürchteten die Liberalen dagegen die „freiwillige Preisgabe von Bindungsmöglichkeiten“. Parteisprecher Hans-Rolf Goebel mahnte die besondere Bedeutung der Berlinpolitik an.
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