: Keine Zwangstherapie
■ Ex-Junkies gründen Selbsthilfeverein ohne therapeutischen Anspruch / Staatsknete ist bereits zugesagt
Vorgestern fand in der Justizvollzugsanstalt Tegel etwas statt, was es bislang noch in keiner Strafanstalt gab. Sieben Inhaftierte gründeten einen Verein, der ehemaligen Drogenabhängigen eine solide Startbasis nach der Entlassung aus der Haft bieten soll. Unter dieser Startbasis verstehen die bisher sieben Mitglieder eine Wohngemeinschaft ohne therapeutischen Anspruch. Weiterhin plant der Verein, in die WG ein Arbeitsprojekt miteinzubeziehen. Gespräche, die bereits stattgefunden haben, mit dem Landesdrogenbeauftragten sowie Mitarbeitern der Senatsverwaltung Gesundheit und Soziales verliefen erfolgreich.
Der Verein kann zunächst mit einer fünfstelligen Anlauffinanzierung und einer Mietausfallbürgschaft rechnen. Damit ist fürs erste die finanzielle Basis für dieses neuartige Experiment gesichert. Was allerdings noch fehlt, ist der geeignete Wohnraum, benötigt wird dazu eine Wohnung von mindestens 250 Quadratmetern Größe, die nicht teurer als 2.400 Mark sein darf. Das Projekt wird von einem Mitarbeiter des Sozialpädagogischen Instituts, der zugleich Beirat ist, begleitet.
Die Gefangenen, die selber mal drogenabhängig waren, lehnen Projekte mit Therapiezwang ab. „Drogenabhängige“, so heißt es beim Landesdrogenbeauftragten, „sollten ohne Zwang entscheiden können, ob sie eine Therapie machen wollen oder nicht. In dieser Freiwilligkeit liegt auch eine wesentlich höhere Erfolgschance.“ Sollte dieses Experiment Erfolg haben, dann denkt man sowohl beim Senator für Gesundheit und Soziales sowie beim Drogenbeauftragten an weitere Projekte dieser Art.
-time
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen