: Gift zurück nach Kanada
■ Das sowjetische Frachtschiff „Nadezhda Obukhova“ wird sein PCB nicht in Liverpool abladen / Fast alle britischen Häfen wollen keinen Giftmüll mehr löschen lassen
Hamburg (taz) - Das sowjetische Containerschiff „Nadezhda Obukhova“ wird seine 3.600 Tonnen PCB-Giftmüll nicht in Liverpool löschen. Der Müll, der aus dem Brand einer Lagerhalle im kanadischen Montreal stammt und im walisischen Pontypool wiederaufgearbeitet werden sollte, wird wieder nach Kanada zurückgeschickt. Das bestätigte gestern in Hamburg ein Sprecher der Reedereiagentur Transnautic, die für die sowjetischen Staatsreedereien arbeitet. „Der ganze Rotz bleibt in Kanada“, so Ulrich Glantz, einer der leitenden Angestellten.
Heute ist die brisante Ladung der „Nadezhda Obukhova“ allerdings erst einmal im Hamburger Hafen. Denn die Schiffe der „Balt Canada Line“ (BCL) verkehren regelmäßig auf der Strecke Kanada - Bremerhaven - Hamburg - Rotterdam Liverpool - Kanada. Bei den Arbeitern des zuständigen Hafenbetriebes HHLA sorgte die bevorstehende Ankunft des Giftfrachters für einige Aufregung. Denn um an die für Hamburg bestimmte Ladung heranzukommen, die das Schiff auch noch befördert, müssen die 135 auf dem Deck stehenden Gift -Container umgestaut werden. Eine rechtliche Grundlage zur Verweigerung dieser Arbeit existiert nicht. Ein Boykott der „Nadezhda Obukhova“ wäre aber - so ein Arbeiter zur taz auch nicht sinnvoll, weil sich dadurch der Rücktransport nach Kanada nur verzögern würde.
Außer Liverpool wollen auch die meisten anderen britischen Häfen keinen Giftmüll aus dem Ausland mehr löschen. Nach einer gestern veröffentlichten Umfrage erklärten 38 von 43 befragten Hafenverwaltungen, sie würden künftig keine toxischen Abfälle mehr abnehmen.
Kai Fabig Ein weiteres Giftschiff auf Seite 5
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