Bewährung für Vergewaltiger

Bern (ap/taz) - Weil sie vor zwei Jahren in Bern ein damals 13jähriges Mädchen vergewaltigt hatten, wurden am Dienstag nachmittag in Bern vier brasilianische Profifußballer in Abwesenheit zu Gefängnisstrafen auf Bewährung und zur Zahlung eines Schmerzensgeldes verurteilt. Das Berner Strafamtsgericht sah es als erwiesen an, daß die vier Fußballer des Clubs Gremio Porto Alegre im Juli 1987 während eines Aufenthaltes in Bern das Mädchen, eine Schlachtenbummlerin, nach einem Spiel der Brasilianer mit dem Versprechen auf ihr Hotelzimmer gelockt hatten, ihm dort ein T-Shirt in den Farben ihres Clubs zu schenken. Nach einem Monat Untersuchungshaft wurden die Kicker gegen insgesamt 7.000 Franken Kaution freigelassen und kehrten nach Brasilien zurück.

Die Schutzbehauptung der Angeklagten, die Initiative zum Geschlechtsverkehr sei von dem Mädchen selbst ausgegangen, verwarf das Berner Gericht. Eine Psychiaterin, die das Mädchen betreut, bestätigte als Zeugin, daß es unter schweren psychischen Störungen leide. Vor einem Jahr habe das Mädchen einen Selbstmordversuch unternommen und steht seither in psychiatrischer Behandlung, die nach Angaben der Ärzte rund neun Jahre dauern wird. Um ihm die Belastungen des Prozesses zu ersparen, hatte der Gerichtspräsident das Opfer von der Zeugenaussage befreit.

Das angesichts der Folgen für das Opfer milde Urteil begründete das Gericht damit, daß keiner der Angeklagten vorbestraft sei. Drei der vier Männer wurden wegen Unzucht mit einer Minderjährigen und Nötigung zu je 15 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung, der vierte wegen Nötigung zu drei Monaten auf Bewährung verurteilt. Außerdem sprach das Gericht dem Opfer eine Genugtuungssumme (Schmerzensgeld) von 15.000 Franken (17.000 Mark) zu.

thosch