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Israelische Trainer für die Drogenmafia?

■ Israels TV identifiziert Obersten der Reserve als Ausbilder von kolumbianischen Killerkommandos / Bürgermeister von Medellin schlägt Verhandlungen mit der Mafia vor

Bogota/Tel Aviv (taz/wps/ afp/dpa) - Mit der Ausbildung ihrer Killerkommandos haben die kolumbianischen Kokainbarone offenbar auch ehemalige israelische Offiziere beauftragt. Auf einem Videoband, das die US-amerikanische Fernsehgesellschaft NBC am Dienstag abend ausstrahlte, ist deutlich zu hören, wie ein Mann auf hebräisch resümiert: „Alles in allem war die Übung gut.“ Eine zweite Person übersetzt den Satz ins Spanische. Das Band, das angeblich von Drogenbossen für die kolumbianischen Behörden als Beleg ihrer Schlagkraft angefertigt wurde, zeigt eine Szene über die Ausbildung von Todesschwadronen. Die Identität eines von mehreren israelischen Ausbildern, bei denen es sich vornehmlich um ehemalige hohe Offiziere des nahöstlichen Landes handeln soll, wurde vom staatlichen Fernsehen Israels entlarvt. Es handelt sich um Jair Klein, Oberst der Reserve, Direktor einer Privatgesellschaft für „Sicherheit und Ausbildung im Kampf gegen den Terrorismus“ mit Sitz in Tel Aviv. Klein wird nächste Woche in seiner Heimat zurückerwartet, und nach Auskunft des israelischen Verteidigungsministeriums über seine Tätigkeit sofort verhört werden.

Das Verteidigungsministerium hat ungefähr 800 israelischen Firmen die amtliche Erlaubnis zum Waffenhandel oder Verkauf von Know-how in Sicherheitsfragen im Ausland erteilt. Doch gibt es darüber hinaus noch zahlreiche weitere israelische Privatgesellschaften, die im Ausland inoffiziell Sicherheitsberater, Antiterrorspezialisten, Waffenlieferanten, Trainer für Leibwachen und Schutz für reiche Leute und Konzerne anbieten.

Die kolumbianischen Behörden wollen bereits in den kommenden Tagen vier bei der Großfahndung festgenommene mutmaßliche Drogengangster an die USA ausliefern, unter ihnen auch den mutmaßlichen Finanzchef des „Kartells von Medellin“, Romero. Die anderen drei standen nicht auf der neuesten Liste des US-Justizministeriums mit den zwölf meist gesuchten Drogenbaronen Kolumbiens. Die Behörden in Bogota gaben zudem bekannt, daß vier der fünf Urheber des Attentats auf den liberalen Präsidentschaftskandidaten vom vergangenen Freitag von 15 Zeugen bei einer Gegenüberstellung wiedererkannt worden seien.

Angesichts der weit verbreiteten Angst vor einer Eskalation der Gewalt durch Killerkommandos schlug der Bürgermeister von Medellin, der Kokainmetropole des Landes, am Mittwoch vor, mit den Bossen des Kartells in Verhandlungen zu treten, um ein Blutbad zu vermeiden. Der konservative Politiker, der '87 nur knapp einer Entführung durch mutmaßliche Drogengangster entging, präzisierte seine Vorstellungen von einem Dialog mit der Mafia nicht, sondern meinte nur, man müsse immer irgendwelche Kompromisse eingehen.

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