Vertriebenenbund erwartet 500 Gäste zum „Tag der Heimat“

■ „Tag der Heimat“ meint Deutschland in den Grenzen von 1937 / Friedens-Union fordert: Senat soll sich von den Vertriebenen distanzieren

Der Bremer „Bund der Vertriebenen“, dem die Direktorin des Ernst-Waldau-Theaters ihren größten Saal vermietet hat, will darin den Höhepunkt seines Veranstaltungsjahres erleben. Unter dem bundesweiten Motto „Das ganze DEUTSCHLAND ist unser VATERLAND“ wollen die Bremer Vertriebenen außer dem „Tag der Heimat“ auch ihr 40jähriges Bestehen feiern. Die Veranstaltung ist für den 3. September, also kurz nach dem Antikriegs- tag, geplant. Der „Kulturwart“ des Bundes, der Bremer Geschichtslehrer R. Thiel, erläuterte gestern der taz das Programm. Es besteht in seinem kulturellen Teil aus Darbietungen des bremischen „Schlesierchors“, aus einer „Totenehrung“ (verstorbener Mitglieder), aus literarischen Beiträgen der Landsmannschaft Berlin-Markbrandenburg, aus dem Schmücken langjähriger Mitglieder mit der „Treuenadel“, aus pommerschen Trachtentänzen und der dritten Strophe des Deutschlandliedes, die gemeinsam zum Abschluß gesungen werden soll. Die Hauptrede über das „ganze Deutschland als Vaterland“ soll der Präsident des Bonner „Gesamtdeutschen Instituts“ halten.

500 Gäste - Vertriebene, deren jüngere und „angeheiratete“ Familienmitglieder sowie interessierte BremerInnen - werden von Kulturwart Thiel erwartet. Gewöhnlich miete der Bund der Vertriebenen einen Saal in der Bremer Kunsthalle an, doch der sei dem Bund für die 500 erwarteten Gäste als zu klein erschienen.

Die Theaterdirektorin Ingrid Ebel-Andersen hatte ihren größten Saal „ohne Argwohn“ vermietet. Sie hatte nur im nachhinein das plakatierte Motto der Vertriebenen kritisiert, das allerdings mit dem Denken ihrer SaalmieterInnen völlig übereinstimmt. Die Bremer Vorsitzende des „Bundes der Vertriebenen“, Jutta Malla (CDU), die im Beirat Borgfeld sitzt, macht kein Hehl daraus, daß sie „als Basis für Friedensverhandlungen“ von den „Grenzen von 1937“ ausgeht. Kulturwart und Geschichtslehrer Reinhold Thiel: „Ich könnte mir gewisse Grenzkorrekturen vorstellen: Die Polen haben keinen Anspruch auf ihre Westgebiete. Da lebten 750 Jahre lang Deutsche.“ - „Ein gewisses Recht auf Heimat“ will er den dort lebenden PolInnen jedoch zubilligen, bei einer Rückkehr der Vertriebenen sollen die PolInnen nicht zwangsvertrieben werden.

Die „Deutsche Friedens-Union“ (DFU) kritisierte gestern die geplante Vertriebenen-Veranstaltung als „unverschämte Provokation“: „Jährt sich doch gerade in diesen Tagen zum 50. Mal der Überfall der Hitlerwehrmacht auf Polen, der den 2. Weltkrieg auslöste“. Die DFU „hält es für unerträglich, wenn zur gleichen Zeit, da junge Gäste aus Polen, der DDR und der UdSSR im Bremer Rathaus zu Gast sind, nur wenige Kilometer entfernt im Ernst-Waldau-Theater in Walle revanchistische Parolen mit Gebietsansprüchen gegenüber der Heimat dieser Jugendlichen verbreitet werden.“ Die „Deutsche Friedensunion“ forderte deshalb den Bremer Senat als Gastgeber der internationalen Jugendkonferenz auf, sich von diesem „Tag der Heimat“ zu distanzieren und sich bei den ausländischen jungen Gästen für die „unverschämte Provokation“ zu entschuldigen.

B.D.