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"Die Phototelegraphie und das Elektrische Fernsehen mit einer Figurentafel..." von Major Benedict Schöffler u.a.

Major Benedict Schöffler, Lehrer der Ballistik, veröffentlichte 1898 beim k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler Wilhelm Braumüller seinen Bericht über Die Phototelegraphie und das Elektrische Fernsehen mit einer Figurentafel, dessen erste Sätze wir hier zur Erinnerung an die ganz und gar unfriedlichen Anfänge des nicht erst seit Virilio mit dem Krieg verbundenen Mediums veröffentlichen:

„Die Broschüre des königl. preuß. Hauptmannes a.D. Maximilian Plesser über das elektrische Fernsehen, sowie die häufig durch die Tagesblätter gehende Nachricht über die Erfindung von Apparaten, welche das elektrische Fernsehen ermöglichen sollen, sind die Ursache der Entstehung dieser Arbeit. Jener Theil der Broschüre, welcher sich auf die Fig. 1 bis 9 bezieht, wurde bereits im Jahre 1895 vollendet und der die Phototelegraphie behandelnde Theil im December 1896 in England patentiert.

In Nr.1466 der 'Reichswehr‘ vom 9.März d.J. wird der Fernseher des Jan Szczepanik beschrieben, dessen Construction der Hauptsache nach mit den Constructionsgrundsätzen meines weiter unten beschriebenen Apparates übereinstimmt.

Hauptsächlich gilt das Gesagte bezüglich des Inhaltes folgender Sätze, welche wörtlich der oben erwähnten Nummer der 'Reichswehr‘ entnommen wurden:

,1. Das Princip, dass ein Bild zu Zwecken der Übertragung in eine Reihe von Punkten aufgelöst wird, die in unendlicher Folge auf einer Platte auftreten, welche die Fähigkeit hat, Lichtverschiedenheiten in elektrische Stromverschiedenheiten umzusetzen; 2. der Calcul, welcher die mangelhafte Einrichtung des menschlichen Auges berücksichtigt, welche die in den Contouren einer Figur rasch aufeinanderfolgenden Lichtpunkte als die Figur selbst ansieht.‘

Dann die Ausnützung der Eigenschaft des metallischen Selen:

'Dass sein elektrisches Leitungsvermögen von dem Grade seiner Beleuchtung abhängt.‘

Elektrotechniker vom Fach bezweifeln, dass 'die Differenz selbst zwischen beleuchteten schwarzen und weißen Papierflächen auf die Selenzellen eine irgendwie merkbare Einwirkung hervorrufen können‘.

Das 'Neue Wiener Tagblatt‘ vom 17.März 1898 meldet jedoch, dass Szczepanik 'das widerspenstige Selen gezwungen habe, die Unvollkommenheiten seiner elektrischen Wirkungen aufzugeben‘.

Auch berichtet die 'Reichswehr‘:

'Der Fernseher wurde, ehe er der Centralcommission der Pariser Weltausstellung vorgeführt wurde, von dem bekannten Architekten Habrich in Hagen vor geladenen Gästen demonstriert. Augenzeugen berichteten uns, dass die Übertragung der Bilder mit Hilfe des Fernsehers in vollendeter Weise gelang. Das sind - facta, non verba.‘

Das interessante Problem ist also trotz aller unüberwindlich scheinenden Hindernisse bereits gelöst.“

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