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Frau Irene schweigt zu Damendramen

Frau Irene SCHWEIGT ZU DAMENDRAMEN

Endlich eine gute Nachricht: Für viele Kultur -Redakteurinnen, die in ihrer Arbeit innovativ und eigenständig vorgehen, ist die Handhabe und Durchsetzung ihrer Belange gegenüber der Öffentlichkeit und Institutionen nicht immer einfach. Die Erfahrung, daß hohe Qualität und persönliches Engagement nicht zwangsläufig zu Erfolg und Anerkennung führen, müssen die meisten Redakteurinnen nach wie vor miteinander teilen. Ist dies eine Frage des Selbstverständnisses, liegt ein Defizit an praktischen Instrumenten und Strategien vor? Welche anderen Faktoren spielen eine Rolle? (...) Das hier entwickelte Programm ist auf heutige Probleme von Kultur-Redakteurinnen ausgerichtet...

Aha, dachten die Kultur-Redakteurinnen. Genau das richtige für uns, was uns da zwei uns persönlich bekannte und einst professionell, beziehungsweise freundschaftlich verbundene Damen schriftlich ins Haus schickten: ein Faltblatt mit dem entschiedenen Titel OHNE KOMPROMISS - STRATEGIEN PROFESSIONELLER SELBSTBEHAUPTUNG, die frau fortbildungshalber in einem vom Goldrausch Frauennetzwerk getragenen Pilotprojekt erlernen soll.

Denn in der Tat: schon lange geht es uns Weibern hier in der taz-Berlin-Kultur auf die nicht vorhandenen Eier, daß wir, obzwar schon immer eine satte Zweidrittelmehrheit gegenüber dem einzelnen Platzhirsch bildend und für die nächsten Monate die gesamte Redaktion vollständig in zarte Damenhand gebracht habend von fortschrittlichen KulturveranstalterInnen, linksradikalen SchreiberInnen, feministischen KünstlerInnen und frauenmehrheitlichen SenatsverwalterInnen traditionell in vorzimmerdämlichster Art mit Fragen nach dem großen Gockel und dessen nichtvorhandenem Terminkalender unsittlich belästigt werden; daß wir aus dem Telefon spritzende Verzweiflungstränen tröstend trocknen müssen, wenn AnruferInnen gewahr werden, daß die Redaktion entmannt ist und sie diese folglich logischerweise für zeitungszeugungsunfähig halten; daß die Empfangseinladungen automatisch an Kerle gehen, egal ob es die bei uns noch gibt oder überhaupt je gegeben hat; daß BesucherInnen „lieber mit dem Redakteur persönlich“ als mit einer Redakteurinnen-Attrappe verhandeln; etc. etc.

Mit einem Wort: OHNE KOMPROMISS schien uns die Rettung. Doch halt! Hier war leider wieder der Vater Wunsch des Gedankens. Es stellte sich nämlich bald heraus, daß wir unseren Augen eben doch nicht trauen dürfen, denn Kultur -Redakteurinnen sind noch nicht dran mit der Kompromißlosigkeit und der professionellen Selbstbehauptung. Es richtet sich nämlich das Femo-Fortbildungsprogramm in Sachen Durchsetzung, Vermittlung auf dem Markt, Selbstorganisation etc. nur an Bildende Künstlerinnen (vielleicht sollten wir umschulen, damit wir uns dann fortbilden können?!), die sich schriftlich beim Goldrausch (Leibnizstr.57, 1Berlin12) um die Teilnahme an einem der halbjährigen je 240 Stunden umfassenden Kurse mit Begründung, Lebenslauf und Arbeitsproben bewerben können. Bewerbungsschluß für den am 1.11. beginnenden Kurs ist am 15.September. Teilnahmevoraussetzungen sind, daß die Bewerberinnen ihren Wohnsitz in Berlin haben und hauptberuflich als Bildende Künstlerinnen arbeiten (aus den Sparten Malerei, Bildhauerei, Performance, Videokunst, Fotografie) und einen Ausbildungsabschluß in einem künstlerischen Beruf haben oder sich in der Ausbildung befinden.

Schade, das geht uns Redakteurinnen also wie gesagt nichts, aber auch gar nichts an, und zugegebenermaßen haben wir Kenntnis von diesem feministischen Projekt auch nur, weil wir Sekretärinnen unbefugt der Damen Brief an Herrn...

grr

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