: Kambodscha-Konferenz vor dem Scheitern
■ Beratungen in Paris ohne Ministerbeteilung der UdSSR, der USA und Chinas / Hauptstreitpunkt bleibt die Frage der Beteiligung der Roten Khmer an einer Übergangsregierung / China attackiert erneut Vietnams Haltung gegenüber den Khmer als destruktiv
Paris/Peking (dpa) - Nach einem Monat fruchtloser Beratungen ist die internationale Pariser Kambodscha-Konferenz am Montag in ihre kritische Schlußphase getreten. Angesichts fehlender Aussichten auf eine Friedensregelung blieben zahlreiche Delegationsleiter, darunter die Außenminister der USA und Chinas, der auf drei Tage angesetzten Schlußrunde fern. In letzter Minute sagte gestern aus diesem Grund auch der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse die Teilnahme an der Ministerrunde am Nachmittag ab. Thailand regte eine Verschiebung der Schlußrunde an.
Der kambodschanische Oppositionsführer Norodom Sihanouk hatte am Vorabend überraschend den Vorsitz der „Vereinigten Front für ein demokratisches Kambodscha“ niedergelegt und diesen an seine Frau Monique weitergeben. Da Sihanouk als Chef von einer der vier Konfliktparteien an der Konferenz teilnimmt, war seine Teilnahme nun fraglich, obwohl er Präsident des Gesamtbündnisses der drei gegen die provietnamesische Regierung in Phnom Penh kämpfenden Widerstandsgruppen bleibt. Sihanouk begründete den Rücktritt mit dem Streit in der bisher von ihm geführten Widerstandsbewegung über die Frage, ob man mit der vietnamfreundlichen Regierung in Phnom Penh - der vierten Konfliktpartei - zusammenarbeiten oder auf einen militärischen Sieg an der Seite der Roten Khmer setzen solle. Manche Konferenzbeobachter sahen in dem Rücktritt jedoch nur einen Schachzug, mit dem Sihanouk „die Karten neu mischen“ und so der Konferenz neue Möglichkeiten eröffnen wolle.
Hauptstreitpunkt bleibt die Frage, ob und wie die Roten Khmer an einer Übergangsregierung nach dem Abzug der vietnamesischen Truppen Ende September bis zu freien Wahlen beteiligt werden sollen. Am Freitag verlangte Phnom Penhs Ministerpräsident Hun Sen die „militärische und politische Ausschaltung“ der Roten Khmer, nachdem er sich zu Konferenzbeginn kompromißbereit gezeigt hatte. Ebenfalls strittig sind: die Beteiligung der UNO an einer Kontrolle des vietnamesischen Truppenabzugs, die Zahl und Bewertung der vietnamesischen Siedler in Kambodscha und die Einschätzung des Terrors unter dem von den Vietnamesen beendeten Schreckensregime der Roten Khmer.
China verurteilte Vietnams Haltung bei der Konferenz als destruktiv. In der parteiamtlichen Pekinger 'Volkszeitung‘ hieß es am Montag, Vietnam habe das Klima der Konferenz „zerstört“ und bewiesen, daß es an einer wirklichen Lösung des Konflikts nicht interessiert sei. Statt dessen versuche Vietnam hartnäckig, ein Regierungsbündnis zwischen Ex-König Norodom Sihanouk, dem jetzigen Führer der Widerstandskoalition, und Hun Sen, dem provietnamesischen Ministerpräsidenten, unter Ausschaltung der Roten Khmer „auszuhecken“.
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