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Ministerin flieht vor Kokainmafia

■ Kolumbiens Justizministerin in den USA / Haftbefehl gegen Drogenboß Escobar aufgehoben

Bogota (afp/taz) - Sieben Justizminister hat der Präsident Kolumbiens bereits in seinen drei Amtsjahren schon beschäftigt. Und es spricht alles dafür, daß die gegenwärtige Ressortchefin, die 32jährige Monica de Greiff, die ihr Amt erst vor zwei Monaten angetreten hat, bald dem achten Platz macht. Seit Freitag weilt sie in Washington, wo ihr Amtskollege Dick Thornburgh bereits Asyl angeboten hat. Doch noch dementiert Präsident Virgilio Barco die hartnäckig verbreiteten Meldungen von einem Rücktritt der Ministerin. Der Posten eines Justizministers gilt in Kolumbien als Himmelfahrtskommando. 1984 ließen die Kokainbosse Justizminister Rodrigo Lara Bonilla ermorden. Einen anderen Amtsinhaber, Enrique Parejo, traf die Rache der Kokainbarone im fernen Budapest, nachdem er den Dienst bereits quittiert hatte. Angesichts des „totalen und absoltuen Kriegs“, den das Drogenkartell angekündigt hat, kann es nicht überraschen, wenn de Greiff in den nächsten Tagen ihre bekannte Amtsmüdigkeit in einen Rücktritt umsetzt.

Noch ein zweites Dementi kam gestern aus dem Präsidentenpalast von Bogota: Barco trat einer Meldung der gewöhnlich gut informierten Tageszeitung 'El Espectador‘ entgegen, wonach die Entscheidung, gefaßte kolumbianische Drogenbosse künftig wieder an die USA auszuliefern, im Kabinett umstritten gewesen sei.

Eine weitere Nachricht wurde allerdings nicht dementiert. Wie 'El Tiempo‘ berichtete, hat ein Sondergericht für öffentliche Ordnung den Haftbefehl gegen den meistgesuchten Mann Kolumbiens, Pablo Escobar Gaviria, mutmaßlicher Chef des „Kartells von Medellin“, bereits am 15.August aufgehoben, nachdem die Richterin Maria Elena Diaz Perez, die den Haftbefehl ausgestellt hatte, ermordet worden war. Escobar sollte im Zusammenhang mit einem Massaker an 30 Bauern im März 1988 wegen Anstiftung zum Mord vor Gericht gestellt werden.

Unterdessen setzt die Mafia ihren Krieg fort. Am Sonntag explodierten in der Kokainmetropole Medellin in neun Banken Bomben. Sieben Banken wurden total zerstört, meist Zweigstellen der „Banco Cafetero“, die die Kaffeebesitzer kreditiert. Ein 26jähriger Mann wurde bei einem der Attentate getötet.

thos Kommentar auf Seite 8

Siehe auch Wirtschaft Seite 9

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