piwik no script img

The King of Cocaine

■ Pablo Escobar Gaviria (39), Kopf des Medellin-Kartells

Der Werdegang von Escobar ist exemplarisch und wird von den beiden US-Journalisten Guy Gugliotta und Jeff Leen in ihrem kürzlich erschienenen Buch „Kings of Cocaine“ beschrieben: Der stämmige Escobar, der von Freund und Feind gleichermaßen als hochintelligent und außerordentlich geschäftstüchtig beschrieben wird, wuchs in Medellins Arbeitervorort Envigado auf, in dem die Kartelle später ihre Kulis, Killer und Kuriere rekrutierten.

Seine ersten dunklen Geschäfte beschränkten sich auf den Diebstahl und Weiterverkauf von Grabsteinen. Doch schon Mitte der 70er Jahre, als amerikanische Drogenfahnder sich noch voll und ganz auf den Marihuana-Schmuggel konzentrierten, sah Escobar, daß mit Kokain ein unvergleichlich größeres Geschäft zu machen war.

Mehrmals wurde „El Padrino“ in den 70er Jahren verhaftet, doch jedes Mal spazierte er kurze Zeit später unbeschadet in die Freiheit. Gerichtsdokumente verschwanden spurlos, und Polizisten oder Juristen, die sich mit ihm anlegten, verschwanden, wenn es hart auf hart ging - genauso spurlos.

Im März 1980 war „der Pate“ schon so betucht, daß er für eine Strandvilla in Miami als Anzahlung 400.000 Dollar in bar auf den Tisch blätterte. Ein Jahr später erwarb er für acht Millionen Dollar gleich einen ganzen Apartmentkomplex in der Metropole von Florida. Da konnte der Sprung in die Politik nicht ausbleiben. 1982 wurde er zum Stellvertreter des Kongreßabgeordneten für Envigado gewählt. Mit seiner Karriere als Parlamentarier war es jedoch schon ein Jahr später wieder vorbei: Als er sich in einer Sitzung mit dem später ermordeten Justizminister Rodrigo Lara Bonilla anlegte, zog er den kürzeren und mußte kurz darauf sein Mandat - und damit auch seine Immunität als Abgeordneter aufgeben. Seitdem scheffelt er sein Vermögen, das zwischen zwei und fünf Milliarden Dollar betragen soll, mehr im dunkeln. In den letzten Jahren ist er nur selten, und wenn, dann kurz aus den unwegsamen Weiten Kolumbiens aufgetaucht.

dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen