: Ausgangssperre in Medellin
■ Drei kolumbianische Richter flohen ins Ausland / US-Bürger zur Ausreise aufgefordert
Bogota (afp) - Der Bürgermeister von Medellin im Nordwesten Kolumbiens hat eine nächtliche Ausgangssperre zur Abwehr der derzeitigen Bombenoffensive der Rauschgiftmafia verhängt. Das achtstündige Ausgehverbot gilt auf unbestimmte Frist zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens, beschloß der „Sicherheitsrat“ der Stadtverwaltung am Mittwoch. Seit Donnerstag vergangener Woche war Medellin, die Hochburg des gleichnamigen Kokainkartells, von insgesamt 19 Bombenanschlägen auf Parteibüros, Banken, Industriebetriebe und Privatwohnungen erschüttert worden. Zehn Attentate konnte die Polizei verhindern. Die drei vorläufig letzten Sprengsätze explodierten am Mittwoch abend eine Stunde vor Beginn der Ausgangssperre. Mit der Anschlagsserie reagierte das Rauschgiftkartell auf die Verhaftungswelle nach der Ermordung des liberalen Senators Galan durch Mafiakiller am 18. August.
Präsident Virgilio Barco genehmigte am Mittwoch die Auslieferung des inhaftierten Mafiabosses Eduardo Martinez Romero, der als Schatzmeister des Kartells von Medellin gilt, an die USA. Martinez wird jedoch noch mindestens drei Tage in Kolumbien bleiben, bis die Justiz über seine Berufung gegen den Auslieferungsbeschluß entschieden hat.
Wie am Mittwoch weiter bekannt wurde, haben vor einigen Tagen drei Richter in Medellin nach Todesdrohungen der Rauschgiftmafia den Dienst quittiert. Zwei von ihnen setzten sich mit ihren Familien ins Ausland ab. Sie führten die Ermittlungen in den Mordfällen des Gouverneurs der Provinz Antioquia, Antonio Roldan, der Richterin Maria Helena Diaz und des Polizeichefs von Antioquia, Franklin Quintero, die alle drei in den vergangenen zwei Monaten Attentaten des Kokainkartells zum Opfer gefallen waren. Die Regierung in Washington forderte am Mittwoch alle US-Bürger in Kolumbien auf, das Land zu verlassen, und ermächtigte ihren Botschafter in Bogota, die Angehörigen seiner Mitarbeiter zu evakuieren.
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