piwik no script img

Erste GIs in Kolumbien einsatzbereit

■ Polizei in Bogota verhaftet weiteren „Geldwäscher“ / Israel ruft seine Staatsbürger zum Verlassen Kolumbiens auf / Kokainmafia bombt weiter / Zwölf Verletzte bei Anschlag in Medellin

Bogota/Washington (dpa) - Die ersten von insgesamt hundert US-Soldaten sind gestern in Kolumbien eingetroffen, um die Regierung in Bogota bei der Bekämpfung der Drogenkartelle zu unterstützen. Unterdessen gab die Polizei in der kolumbianischen Hauptstadt bekannt, daß sie den von den USA gesuchten Victor Carlin in der Hafenstadt Cartagena verhaftet habe. Carlin wird von der US-Drogenbehörde DEA beschuldigt, Kokain in die USA geschafft und die Rauschgiftprofite „gewaschen“ zu haben. Damit erhöht sich nach Auskunft der Behörden die Zahl der von den USA gesuchten Drogenhändler auf vier, die in Polizeigewahrsam sind und ausgeliefert werden sollen.

Inzwischen hat die Regierung den mutmaßlichen Finanzchef des Kokain-Kartells, Eduardo Martinez Romero, davon unterrichtet, daß sie vorhabe, ihn in die USA auszuweisen. Er kann bis zum 5. September dagegen Einspruch erheben.

Wie der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pete Williams, am Donnerstag mitteilte, sollen die US-Militärs ihre kolumbianischen Kollegen im Gebrauch amerikanischer Ausrüstung unterweisen. Für die US-Soldaten seien die „normalen Vorschriften für das Verhalten bei kriegerischen Handlungen“ gültig - wenn auf sie geschossen werde, dürften sie das Feuer erwidern. Am Sonntag sollen dann erste Ausrüstungsgegenstände, darunter zwei C-130 -Transportflugzeuge, nach Kolumbien gebracht werden.

Wie aus Washingtoner Regierungskreisen verlautete, werde Bush in der nächsten Woche vorschlagen, den drei wichtigsten Kokainländern Kolumbien, Peru und Bolivien Wirtschafts- und Militärhilfe in Höhe von 260 Millionen Dollar zur Verfügung zu stellen. Nach den USA hat auch Israel seine Staatsbürger aufgefordert, Kolumbien „bis zur Beruhigung der Lage“ zu verlassen, meldete der israelische Rundfunk am Donnerstag. Aufgrund von Berichten, wonach israelische Reserveoffiziere im Auftrag des Medellin-Kartells Milizen ausgebildet hätten, würden in Jerusalemer Regierungskreisen sowie bei der jüdischen Gemeinde in Kolumbien Anschläge befürchtet. Das israelische Polizeihauptquartier erklärte indessen nach Verhören der Beschuldigten, bisher seien „keine Beweise für eine solche Aktivität“ gefunden worden.

Währenddessen setzt die Drogenmafia ihren „Krieg“ gegen die Regierung fort. Bei einem schweren Bombenanschlag in der Drogenhochburg Medellin sind am Donnerstag zwölf Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Das Kartell hat weitere Anschläge angekündigt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen