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Professionelle Schnüffler

■ Detekteien in Bremen haben viel zu tun / Nachwuchs kommt aus Verfassungsschutz und Polizei

Detektive sind Figuren aus Film und Fernsehen. Typen wie Du und ich oder Philipp Marlowe. Ständig eine Flasche Whisky in der Hand, keinen Pfennig Geld in der Tasche und immer Ärger mit den Frauen. Der Kopf dröhnt unaufhörlich. Ob vom Johnny Wal

ker oder den hinterhältigen Schlägen auf den Kopf, läßt sich oft nur schwer ausmachen.

Manch einer träumt von solch aufregendem Detektiv-Leben, nachdem er sich zum x-sten Mal den Krimi im Vorabendprogramm angesehen hat. Oft genug greift einer dieser begeisterten Fernseh-Schnüffler dann zum Telefonhörer und bewirbt sich bei einer der fünf bremischen Detekteien, um seinen Traum die Realität folgen zu lassen. Aber so einfach ist es nicht, auf den Fußspuren eines Sherlock Holmes zu wandeln.

„Wir haben bei uns nur Leute aus dem Bereich der Polizei, Kripo, Justiz und Verfassungsschutz. Aus irgendwelchen Gründen sind sie aus ihrem früheren Beruf ausgestiegen“, sagt Erwin Müller (Pseudonym) über die Belegschaft vom Beweis-Sicherheit-Service. Ein möglicher Anreiz zum Ausstieg: Das gute Einkommen, das nach Ansicht Müllers im Durchschnitt doppelt so hoch wie das Gehalt eines Polizisten im mittleren Dienst ist.

Herr Pseudo-Meismann von der Detective Condor GmbH, Zweigstelle Bremen, hat hohe Ansprüche an zukünftige Mit -Schnüffler: „Wir haben gewisse Qualifikationsnormen und dementsprechend stellen wir nur Leute von BND, MAD, BKA und LKA ein. Ein Schutzpolizist hat

bei uns keine Chance.“

Im Zuge der Gleichberechtigung wären Frauen durchaus willkommene Mitarbeiterinnen, meint Herr Meismann. Sie seien besonders unauffällig und gut in pikanten privaten Angelegenheiten einzusetzen.

In Bremen gibt es fünf Detektivbüros beziehungsweise Auskunfteien, die im Bereich Wirtschaftskriminalität und in privaten Querelen tätig sind. Da gilt es einen Angestellten zu überführen, der unter der Hand Treibstoff seiner Firma verkauft oder das Unternehmen X benötigt zusätzliche entlastende Beweise für den kommenden Prozeß, ein Ehemann will seine Eifersuchtsgefühle unbedingt bestätigt wissen und und und...

Insgesamt existieren in der Bundesrepublik rund 500 Detekteien, die sich bei entsprechender Entlohnung mit Akribie um die Probleme ihrer Kunden kümmern, denn „wir müssen noch besser arbeiten als bei der Polizei“, erklärt der Bremer Detektiv „Müller“. Von den insgesamt 500 Detekteien sind cirka 250 Mitglied im Bundesverband deutscher Detektive (BDD) in Bonn. Hier bekommen die Jungdetektive (Mindestalter 21 Jahre und zwei Jahre selbständige Berufserfahrung) den letzten Schliff.

40 Jahre gibt es den Bundesverband schon und Pressesprecher

Manfred Lotze sagt stolz: „Jeden Tag fassen wir während der Ladenöffnungszeiten rund 1.000 Ladendiebe. Unsere Branche trägt zu der jährlichen Kriminalstatistik der BRD über 400.000 geklärte Fälle bei.“ Das Bundeskriminalamt darf sich über so viele eifrige Mitstreiter freuen und die MitbürgerInnen sollten sich nicht wundern, wenn der unaufällig hinter der nächsten Ecke stehende Mensch nicht ein harmloser Polizist in Zivil, sondern „BKA-Detektiv“ aus Bremen ist.

Margot Brink

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