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Suez gewinnt Kampf um Victoire

■ Victoire-Chef Vernes gibt endgültig auf, verkauft seine Aktien an den Gegner und macht Kasse

Paris (dpa/taz) - Der Pariser Finanzkonzern Suez hat den Übernahme-Machtkampf um die Versicherung Victoire und ihre zukünftige Kölner Tochter, die Versicherungsgruppe Colonia, endgültig gewonnen; das gefräßige Expansionsmodell hat sich durchgesetzt. Victoire-Chef Jean-Marc Vernes gab am Dienstag überraschend öffentlich seinen Widerstand gegen die Übernahme auf, nachdem Suez sein Angebot deutlich erhöht hatte.

Wie inoffiziell verlautete, bietet Suez (Banken, Versicherungen, Beteiligungen) pro Aktie der Victoire -Holding Compagnie Industrielle (CI) nun 14.800 Franc. Vernes, der auch CI-Chef ist, erklärte sich darauf bereit, Suez seine 14,6 Prozent CI-Anteile zu verkaufen. Die Pariser Börse setzte die Notierung von CI bis zur Verkündung des neuen Angebots von Suez aus. Der Kurs der CI-Aktie, der seinen Jahrestiefstand bei 2.968 Franc hatte, war seit Beginn des Machtkampfes von 10.055 auf mehr als 15.000 Franc gestiegen.

Vernes hatte den Machtkampf mit dem Versuch begonnen, bei einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung der 3,6 Milliarden DM teuren Colonia-Übernahme den Einfluß von Suez auf Victoire zu verringern und den Finanzkonzern zugleich den Löwenanteil für diese Erwerbung zahlen lassen (taz vom 26.8.). Suez, 1988 bereits beim Übernahmekampf um die Societe Generale de Belgique (SGB) gegen Carlo de Bedenetti erfolgreich, legte daraufhin ein Übernahmeangebot von 23 Milliarden Franc (sieben Mrd. DM) vor, das höchste Angebot an der Pariser Börse aller Zeiten. Da Vernes nicht überbieten konnte, versuchte er - möglicherweise vergeblich -, die anderen CI -Aktionäre vom Verkauf abzuhalten.

Victoire erwirtschaftete 1988 (ohne Colonia) bei 18,9 Milliarden Franc oder 5,7 Milliarden Mark Umsatz rund 1,4 Milliarden Franc (420 Millionen Mark) Gewinn. Suez verfügt samt SGB über 53 Milliarden Franc Eigenmittel und erwartet für dieses Jahr 3,6 Milliarden Franc Gewinn.

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