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Bundesregierung bietet Walesa nur Almosen

■ Die Wirtschaftsverhandlungen werden wieder aufgenommen

Bonn (taz) - Lech Walesa, Vorsitzender der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc, kehrt mit leeren Händen in sein Heimatland zurück. Auch am letzten Tag seiner Reise durch die Bundesrepublik hat Walesa keine konkreten Hilfszusagen für Polen erhalten. Bundeswirtschaftsminister Haussmann, den Walesa ebenso wie Bundespräsident von Weizsäcker zu einem Besuch nach Danzig eingeladen hat, stellte lediglich einen „gewissen Erlaß von Altschulden“ und eine Streckung von Verbindlichkeiten, die langfristig getilgt werden können, in Aussicht. Für „dringend“ hält Haussmann ein Investitionsschutzabkommen. Ab nächste Woche werden die im Juli abgebrochenen Wirtschaftsverhandlungen zwischen Warschau und Bonn wieder aufgenommen. Auch vom Bundeskanzler bekam Walesa nur Gnadenbrot: Bonn sei zu einem Neuanfang in den deutsch-polnischen Beziehungen bereit. Der Deutsche Industrie- und Handelstag mochte sich ebenfalls nicht festlegen: Vor einer Zusammenarbeit mit polnischen Firmen müßten zuerst „angemessene Rahmenbedingungen“ geschaffen werden, forderte Hauptgeschäftsführer Franz Schoser nach einem Gespräch deutscher Unternehmer mit Walesa. Hans -Dietrich Genscher schließlich sagte Walesa ganz allgemein „Unterstützung bei den weiteren Reformbestrebungen in Polen“ zu. Walesas Reaktion auf das Zieren von Kapital und Politikern: Er sei nicht enttäuscht, ihm sei großes Verständnis entgegengebracht worden. Auf einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung am Donnerstag war er etwas deutlicher geworden: Das Wissen um die Vergangenheit müsse ein Verantwortungsgefühl der Deutschen gegenüber den Polen auslösen.

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