: "Heute ist ein schöner Tag"
■ CDU-Parteitag konkret: Aus den Gängen der Stadthalle
Heiner Geißler auf dem Weg zu seiner Abschiedsrede „Heute ist ein schöner Tag“
CDU-Parteitag konkret: Aus den Gängen der Stadthalle
Vor dem großen „CDU-Willkommen“ steht das Team von Buten&Binnen. „Heute ist ein schöner Tag, weil ich diesen Tag so mag...“ singen fünf in weiß gehüllte Schwestern des Missionswerkes „Der Weg zu Jesus“, sie haben sich vor dem neuen Stadthallen-Portal voller Stolz und extra für die Kamera aufgebaut. Wer an ihnen vorbei ist und die Einlaßkontrolle passiert hat, der gehört dazu: McDonald umsonst soviel man kann, moralische Aufrüstung bis die Aktentasche platzt, politische Orientierung bebildert und gratis, praktische Helfer - den Delegierten und Gästen soll es an nichts mangeln. „Klare Sicht nach vorn - CDU“ steht auf dem Plastik-Kratzer für vereiste Auto-Frontscheiben, natürlich gibt es die CDU-Bleistifte und die Pressetasche gesponsert von der Bank für Gemeinwirtschaft. MBB hat einen gelben Leuchtstift hineintun dürfen, die Flaschenöffner muß man sich aber bei der BfG abholen. Und während es bei McDonalds die bekannten Doppeldecker mit Broschüren über „Vernünftige Ernährung“ gibt, bietet in der „Philip Morris Lounge“ Rauchwaren und Lachsschnittchen exklusiv für die Presse. Da kann weder die Hallen-Gastronomie mithalten Mettbrötchen für 2,50 - noch der Bremerland-Stand: „Wenn es irgendwo etwas umsonst gibt, dann gehen alle da hin.“
Ein paar Schritte weiter bittet Hannelore Kohl mit dem Konterfei einer 28jährigen lachend um „Hilfe für Unfallopfer“, unzählige Vereinigungen der Volkspartei verbreiten ihre Broschüren. „Sichern sie im Gespräch unbedingt menschliche Gemeinsamkeiten, bevor Sie auf die CDU -Mitgliedschaft zu sprechen kommen“, rät die Broschüre: „So werbe ich Mitglieder“. Ein gutes Dutzend Video-Geräte übertragen die letzte Rede Heiner Geißlers an die Tresen. Was ist ein Parteitag?
Auf dem Jahrmarkt des Parteitages ist es kiloweise zu greifen. „Kohl: Wir sind Spitze“ titelt ein Infodienst. Ein Parteitag ist das Dankeschön für den täglichen Frust in den Niederungen der Parteiarbeit.
K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen