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IWF vergibt immer weniger Kredite an Schuldnerländer

■ Nur der Brady-Plan belebte das '89er Geschäft / D-Mark beliebter als Yen

Washington (dpa/taz) - Die nach US-Finanzminister Nicholas Brady benannte neue Schuldenstrategie für die Dritte Welt belebt auch das Geschäft des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Wie IWF-Vertreter bei Vorlage des Jahresberichts 1989 deutlich machten, gehen sie davon aus, daß den Vereinbarungen mit Costa Rica, den Philippinen, Mexiko und Venezuela weitere Pakete folgen, bei denen Länder in Verhandlungen mit Gläubigerbanken Teile der Kredite des IWF für Schuldenabbau und Zinsentlastungen einsetzen können.

Die Pakete mit diesen vier Ländern bedeuten allein bei den klassischen Bereitschaftskrediten Zusagen von 7,2 Milliarden Sonderziehungsrechten (SZR) oder umgerechnet derzeit etwa neun Milliarden Dollar. Ob es in diesem Umfang aber auch zu Auszahlungen kommt, hängt davon ab, ob die Länder die wirtschafts- und finanzpolitischen Auflagen umsetzen.

Stand und Entwicklung der Schuldenstrategie werden als eines der zentralen Themen der diesjährigen Jahrestagung von IWF und Weltbank erwartet, die am 23.September in Washington mit internen Vorberatungen der Industrieländer und der Dritten Welt beginnt.

Der IWF, der bei der Lösung der Schuldenprobleme für sich, wie er im Geschäftsbericht schreibt, weiterhin eine „unentbehrliche Rolle“ sieht, hatte nach den Kreditabflüssen von jeweils über zehn Milliarden SZR in den ersten Jahren der Schuldenkrise in den letzten Jahren deutlich weniger Kredite zugesagt und ausgezahlt.

Im am 30.April abgelaufenen Geschäftsjahr 1989 betrugen die Auszahlungen 2,68 (1988: 4,56) Milliarden SZR. Zugesagt wurden 24 neue Programme für 4,6 Milliarden SZR. Die ausstehenden Kredite gingen gegenüber 1988 um vier auf 25,52 Milliarden SZR zurück. 1985 hatte der Fonds fast 38 Milliarden SZR ausgeliehen. Der IWF erklärt dies damit, daß jetzt die hohen früheren Kredite zurückfließen und Länder wie Südkorea Schulden zurückzahlen. Elf Länder waren mit Tilgungen und Zinsen von zusammen 2,8 Millarden SZR, knapp eine Milliarde mehr als im Vorjahr, mehr als sechs Monate im Rückstand.

Zur Schuldenlage heißt es im Bericht, die Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer habe 1988 um drei Milliarden Dollar abgenommen. Eine Reihe von Ländern habe seit dem Ausbruch der Krise 1982 „beträchtliche Fortschritte“ gemacht, „Schuldenprobleme behindern aber weiterhin in vielen anderen Ländern stabiles wirtschaftliches Wachstum“, weiß die Organisation. Wie hoch der Anteil an der Schuldenminderung ist, der den Veränderungen der Wechselkurse zu verdanken ist, wurde nicht mitgeteilt.

Aus dem Jahresbericht geht auch hervor, daß die D-Mark nach dem amerikanischen Dollar und vor dem japanischen Yen im internationalen Finanzgeschehen die gefragteste Währung ist. Der Anteil der D-Mark an den weltweiten Währungsreserven 1988 stieg auf 16,2 (1987: 14,7) Prozent. Der Anteil des US -Dollar fiel auf 63,3 (66,8) Prozent, der des Yen betrug 7,2 (7,1) Prozent.

Der Dollar ist zwar weiter die mit Abstand wichtigste Währung, aber längst nicht mehr so dominant wie während seiner stabileren Zeit bis Ende 1977, als er 79 Prozent hielt. Die D-Mark hatte damals einen Anteil von 14,9 Prozent, der Yen von 4,3 Prozent.

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