Unter Geiern

■ Die Banken versuchen, ihr Bestes aus der coop-Krise zu machen

Internationale Parallelen drängen sich auf. Es ist gar nicht so atemberaubend, daß japanische Banken die Zustimmung zum coop-Sanierungskonzept verweigert haben, weil sie sonst ihre Verluste nicht steuerlich absetzen können. Die betriebswirtschaftliche Logik dieser Banken läßt nichts anderes zu als den Blick in die eigene Bilanz. Und wir sehen damit eine Situation, die die jetzt ebenfalls betroffenen Geldhäuser sonst täglich selbst verursachen - nicht hier, sondern auf der anderen Seite der Erde.

Nun verzichten die westeuropäischen Banker wohlweislich auf einseitige Schuldzuweisungen. Schmuddelige Geschäfte haben sie fast alle rund um die coop betrieben. Bis zur Mitte der letzten Woche waren etwa die vier Banken, die den Löwenanteil der coop-Aktien übernommen hatten, nicht bereit, dieses Aktienkapital mit in die Sanierungspläne einzubringen. Mindestens vierzig Banken stimmten gegen den Sanierungsplan vom Montag; die Zahl der Nein-Stimmen gegen den Schuldenverzicht ist damit so hoch, daß durchaus auch bundesdeutsche Geldinstitute zu denen gehören können, die sich von einer langsamen und ordnungsgemäßen Pleite mehr Geld erwarten als nur die 25 Prozent ihrer Forderungen in bar, über die das letzte Kompromißangebot lief. Und dann ist noch darauf hingewiesen worden, daß die DG-Bank, von der das letzte Angebot kam, auch nur ihren Eigensinn im Kopf hat: Durch die gewählte Sanierungskonstruktion könnte letztlich der ganze Einzelhandelskonzern zum Nulltarif an die Bank fallen.

Die Frage ist nun, ob sich überhaupt ein Unternehmen finden läßt, das schon jetzt bereit ist, auf Dauer das ganze Konglomerat zu übernehmen. Als bankrottes Unternehmen wäre coop allemal noch billiger zu haben als mitten im Vergleichsverfahren oder gar in einem erneuten Anlauf zur Sanierung. Da müßte der Sanierer Hans Friderichs schon einige steuerlich interessante Verlustausweisungen in die Bilanz einbauen. Die brauchen, wenn der neue Hauptaktionär aus Westeuropa oder den USA kommt, ja nicht den japanischen Abschreibe-Modalitäten zu entsprechen. Aber Erfahrung hat Hans Friderichs mit diesem Mittel. Bei der AEG-Sanierung, die er ebenfalls geleitet hat, war es ihm so gelungen, Daimler den Einstieg zu versüßen. Und SteuerzahlerInnen pflegen Einnahme-Ausfällen in der Regel kein großes Interesse abzugewinnen.

Dietmar Bartz