: BASF: Vergiftung nicht gesundheitsschädlich
Gefährliche Furankonzentrationen bei BASF Ludwigshafen von Umweltbundesamt bestätigt / Betriebsrat tappt im dunkeln ■ Von Hannes Koch
Berlin (taz) - Hektisch dementiert jetzt die BASF-AG, daß Arbeiter im Werk Ludwigshafen mit krebserregenden Furanen vergiftet werden: Mit einer „Schnellinformation für die Mitarbeiter“ reagierte sie auf einen Bericht der taz vom Samstag.
Die taz hatte den Bericht einer Kommission der Umweltministerkonferenz (UMK) zitiert, demzufolge im BASF -Werk Ludwigshafen 100- und 4000mal höhere Luftkonzentrationen von polybromierten Dibenzofuranen gemessen wurden, als das Bundesgesundheitsamt für unschädlich hält. Die Furane sind mit dem Seveso-Gift Dioxin verwandt und entweichen bei der Herstellung feuersicherer Kunststoffe. Das an der Arbeitsgruppe beteiligte Umweltbundesamt hat inzwischen die Gefährdung der BASF -Arbeiter durch zu hohe Furankonzentrationen bestätigt. Offizielle Maßnahmen sollen erst im November auf der Umweltministerkonferenz diskutiert werden.
„Die gemessenen Konzentrationen an polybromierten Substanzen am Arbeitsplatz sind so niedrig, daß die Mitarbeiter gesundheitlich nicht gefährdet sind“, heißt es in dem Flugblatt der BASF-AG. Eigenen Messungen der BASF widerspricht diese Behauptung allerdings völlig. Die BASF hatte im August 1989 selbst den Giftgehalt der Raumluft untersucht und die Ergebnisse der UMK-Kommission zur Verfügung gestellt. In den Produktionsräumen wurden teilweise so viele Furane pro Kubikmeter Luft festgestellt, wie der vergiftenden Wirkung von 61.000 Billionstel Gramm des Seveso-Giftes Dioxin entsprechen. Zum Vergleich: das Bundesgesundheitsamt hält 15 Billionstel Gramm pro Kubikmeter Luft für gerade noch erträglich.
Im dunkeln tappt derweil der Betriebsrat von BASF -Ludwigshafen. Der Betriebsratsvorsitzende Gerhard Blumenthal hat angeblich von den betriebseigenen Messungen noch nichts gehört. Trotzdem erklärte er kurz und bündig: „Die Messungen haben nichts ergeben.“ - „Wenn die hohen Konzentrationen so stimmen“, fügte er allerdings hinzu, „müßte die ganze Führungsschicht rausgeschmissen werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen