: Weißer Swapo-Führer ermordet
■ Rechtsanwalt Anton Lubowski in Windhuk erschossen / Swapo-Chef Nujoma hält an Rückkehr aus dem Exil für Donnerstag fest / Anonymer Bekenneranruf im Namen der Weißen Wölfe / Perez des Cuellar appelliert: Alles unterlassen, was Unabhängigkeitsprozeß stört
Windhuk (afp) - Der Unabhängigkeitsprozeß in Namibia wird durch einen brutalen Mord an einem Spitzenpolitiker überschattet: Das erste weiße Miglied der Swapo, der deutschstämmige Rechtsanwalt Anton Lubowski ist am Dienstag abend vor seinem Haus in Windhuk erschossen worden - zwei Tage vor der erwarteten Rückkehr von Swapo-Chef Sam Nujoma aus seinem 29jährigem Exil. Trotz des Attentats will Nujoma an seinem Rückkehrtermin festhalten, um sich noch rechtzeitig auf die Wählerlisten für die Wahlen am 6.November eintragen zu lassen. Die Ermordung Lubowskis löste weltweit Bestürzung aus. UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar zeigte sich „tief betroffen“ und rief die in Namibia agierenden Kräfte auf, alles zu unterlassen, was die Lage zuspitzen könne. Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher verurteilte den „feigen Anschlag“, sein südafrikanischer Außenminister Pieter „Pik“ Botha bezeichnete ihn als „sinnlosen Akt“.
Nach Angaben der Polizei wurde Lubowski gegen 21 Uhr (MESZ) durch mehrere Kopfschüsse aus einem Kalaschnikow -Schnellfeuergewehr getötet, als er aus seinem Wagen stieg und eine Magnetkarte in das Sicherheitsschloß seines Hauses stecken wollte. Die Täter, die vermutlich hinter einem Busch gelauert hatten, konnten entkommen. Die Polizei fahndet nach einem roten VW-Golf, der nach Angaben eines Nachbarn nach den Schüssen schnell vom Tatort wegfuhr. Berichte, wonach ein anderer Zeuge zwei Weiße am Tatort gesehen haben wollte, wurden zunächst nicht bestätigt.
Der Wahlkampfleiter der Swapo, Hage Geingob, verdächtigte „weiße Extremisten“, hinter dem Anschlag zu stehen. Ihr Ziel sei es, den namibischen Unabhängigkeitsprozeß zu boykottieren.
Dies scheint ein anonymer Anrufer bei der linksgerichteten Tageszeitung 'Namibian‘ zu bestätigen, der sich gestern im Namen der rechtsextremen Gruppierung „Wit Wolve“ (Weiße Wölfe) zu dem Mord bekannte. Nach Angaben der Chefredakteurin Gwen Lister drohte der Afrikaans sprechende Mann, Lubowski sei „Nummer zwei“, sie selbst aber „Nummer drei“ auf seiner Opferliste.
Rechtsextreme hatten Mitte August einen Anschlag auf ein Büro der „Untag“ in Oujo verübt, bei dem ein Mensch getötet wurde. Letzte Woche waren daraufhin drei Männer festgenommen worden, die als Rechtsterroristen verdächtigt werden.
Trotz mehrerer Morddrohungen gegen ihn selbst will Swapo -Chef Nujoma - der als künftiger Präsident eines unabhängigen Namibias gilt - wie geplant am Donnerstag nach Namibia zurückkehren. Lubowski-Porträt Seit 6
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen