: „Die Leute sind nur anders gekleidet“
■ Was SchülerInnen aus der Partnerstadt Riga über Bremen und die BremerInnen denken
15 lettische MusterschülerInnen aus der Partnerstadt Riga sind seit Sonntag in Bremen zu Besuch (vgl. taz v.12.9.). Sie gehören zu den Glücklichen, die wegen ihrer fortgeschrittenen Sprachkenntnisse und ihrer schulischen Leistungen aus 200 Schülern der „64. Mittelschule“ für den Schüleraustausch mit dem Gymnasium am Schulzentrum Horn ausgesucht wurden. Zur Halbzeit hat die taz die 14- bis 18jährigen und ihre beiden LehrerInnen nach ihrer Meinung über Bremen befragt.
„Es ist ja alles so schön bunt hier,“ sind sich die lettischen Schüler einig, „sauberer, schöner, farbiger als in Lettland.“ präzisiert die begleitende Lehrerin Senta Grausinger. „Nachts ist es schön, es gibt so viele Leuchtreklamen,“ ergänzt Schüler Walthers. Die Schüler bewundern besonders den Schnoor, der „ein bißchen an Altriga erinnert, so daß man sich zu Hause fühlt,“ (Ralfs) aber „viel gepflegter und farbiger ist.“
Ralfs ist in Bremen „sozusagen glücklich, es ist sehr relaxing hier.“ So kann man z.B. über die Straße gehen und die Straßenbahn hält an. „Man kann fast ohne zu denken durch den Verkehr gehen,“ findet er.
Obwohl die Fahrt in der Schule mit Büchern und Erzählungen gut vorbereitet wurde, ist die Realität für die Schüler doch recht beeindruckend: „Ich wußte, daß es in den Geschäften hier soviel zu kaufen gibt, aber es mit eigenen Augen zu sehen, ist doch etwas anderes. Man wird überrascht, es gibt so viel, daß man gar nicht weiß, was man jetzt braucht.“
Zuhause in Lettland muß man nämlich beim Einkaufen seine lettische Nationalität nachweisen, die Waren sind rationiert. „Aber dafür haben wir jetzt Perestroika. Deshalb können wir auch nach Deutschland fahren, sonst wären wir immer noch zu Hause,“ meint
Frau Grausinger.
Auch die Bremer werden allgemein als sehr herzlich bewertet, obwohl sich ihre Gastfreundschaft von der lettischen unterscheidet: „Hier gibt man dem Gast die volle Freiheit, zu tun was er will. Man drängt sich nicht auf,“ formuliert es der Lehrer Martin Berzins. Und Krisjanis meint lakonisch: „Die Leute sind eigentlich ähnlich, nur anders ge
kleidet.“ „Die Menschen sind nett, sie leben gut hier, die Discos sind gut. Das Bier ist gut, die Mädchen sind schön.“ , faßt Walthers zusammen.
Also alles prima in Bremen? Nein, denn wenigstens zwei Kritikpunkte gibt es: „Die Straßenbahnen und Busse sind viel zu teuer und es regnet zu oft,“ meint Baiba.
G.T.
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