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Zeitungsmärkte

Rupert Murdoch und Axel Springer kaufen die ungarische Boulevard-Zeitung 'Reform‘  ■ Q U E R S P A L T E

Jetzt wissen wir, wem es die Ungarn zu verdanken haben, daß die Budapester 'Reform‘ eine sichere Zukunft hat: dem australischen Pressezaren Rupert Murdoch. Er wird die Hälfte der 'Reform'-Aktien erwerben. Schon früher, wenn auch mit einer kleineren Beteiligung, ist der Axel Springer Verlag bei der 'Reform‘ eingestiegen. Das Sprachrohr ungarischer Oppositioneller, ein boulevardmäßig aufgemachtes Wochenblatt mit der exorbitanten Auflage von 300.000 Exemplaren, hat seine Geldgeber unter den ausländischen Medien-Magnaten gefunden.

Auch die Marktexperten aus dem Hause Murdoch müssen zu dem Schluß gekommen sein, daß mit dem Ende des Gulasch -Kapitalismus in der nächsten Zeit noch nicht zu rechnen ist. Der Springer-Verlag hatte ja schon die gleiche Erkenntnis, als er die 'Autobild'-Schwesterausgabe 'Autoextra‘ auf dem ungarischen Markt lancierte. Aber auch für andere Auslandsmärkte tun sich da neue Möglichkeiten auf. Wie wär's mit einer Schachtelbeteiligung von Bertelsmann an der polnischen Gewerkschaftszeitung 'Solidarität‘ oder einem Einstieg von Burda beim russischen Magazin 'Sputnik‘?

Zwar wird auch in Ungarn noch mehr zu kaufen sein als die 'Reform‘. Aber auch an weitere Neugründungen ist zu denken, wenn der Umweg über den Einkauf in ein schon bestehendes Blatt zu langwierig ist. Wie wär's mit einem deutschsprachigen Boulevard-Blatt namens 'Transit‘, komplett mit Stellenanzeigen, Gebrauchtwagenmarkt und Werbung für altdeutsche Wohnzimmer-Einrichtungen, das an ungarischen Kiosken verkauft wird? Wenn damit eine müde Forint abzuzocken ist - die ungarische Regierung wird schon zustimmen.

Wenn's so weit kommt: Wir warnen euch. Dann bringen wir eine Fernausgabe heraus, wie sie jetzt schon sommers in Italien und Griechenland zu haben ist. Sie wird in Ungarn an den Kiosken zu haben sein, aber eine Spezialität enthalten: einen Ostberliner Lokalteil.

Dietmar Bartz

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