: Tanzweltmeister & Provinzsenator
■ Landestanz-Sportverband feierte seinen 25. Geburtstag / Kröning veraß sein Mitbringsel
Kennen Sie einen Bremer Sportler von Weltniveau? Riedle? Unsinn. Kappes? Quatsch. Aber zwei, die gibt es tatsächlich. Horst und Andrea Beer heißen sie und können den Cha Cha, Rumba und sonstige beschwingte Drehereien so perfekt auf das Parkett legen, daß es Tanzrichter aus aller Damen Länder zu Bestnoten treibt.
Wahrlich ein „Superprodukt“ des Landestanz-Sportverbandes, wie sich am Freitagabend ein Funktionär eben dieses Verbandes ausdrückte. Da hatten die beiden in der Vegesacker Strandlust Bremerhaven gerade ihre „Cats„-Kür aufgeführt. Anlaß der meisterlichen Verrenkungen: Seit 25 Jahren ist Tanzen in Bremen organisiert.
Tanzen, ein Sport für Gutbetuchte? Mitnichten. Vor allem Angestellte sind es, Arbeiter auch, aber weniger, die sich bemühen, den Eindruck zu erwecken, als ob sie zum Jet Set gehör
ten. „Sehen und gesehen werden“, scheint die Devise der wohlbesamteten Damen und Herren in den teilweise stramm sitzenden Abendroben.
Einen besonders guten Eindruck wollte Bremens Sportsenator Volker Kröning machen - wieder einmal vergebens: Kleinlaut mußte er eingestehen, daß er den Präsentscheck zu Hause vergessen habe. Da konnte er sich mühen wie er wollte: So viel Dusseligkeit war auch durch seine tänzerischen Fähigkeiten nicht wieder gutzumachen.
Auch von anderen war der Einsatz aller Kräfte gefordert. Sogar das Kinderballett des Post S.V. mußte, statt zu Hause zu schlafen, in Vegesack „Alice im Wunderland“ und den Dornröschenwalzer tanzen.
So gegen 21.45 Uhr durften endlich alle aufstehen und mitmachen. Es durfte getanzt und (ab und zu) gelacht werden. Dabei waren die Damen und Herren der
„älteren Semester“ sehr viel gesitteter als die jüngeren. Letztere fingen beim Tanzen schon mal etwas heftiger an zu schaukeln. Überhaupt, tanzen ist bei Leuten jeden Alters nach wie vor „in“. Nicht umsonst gehört der Tanzsportverband zu den am stärksten wachsenden Sportverbänden.
In den Tanzschulen geht es dabei sehr viel lässiger zu als zu Urgroßmutters Zeiten. Da dröhnen
auch schon mal Michael Jackson oder Rick Astley aus den Lautsprechern.
Was tut ein Tänzer gegen rutschende Hosen? Essen, essen, essen. Deshalb trat der Ball in seine entscheidende Phase, als das kalte Büfett eröffnet wurde. Die hohen Preise konnten die Besucher nicht vom massenhaften Genuß abhalten.
ulbu
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