: Bremer Linsen
■ Bremer Filme im Filmfest-Forum: Eine Rundschau
Nun sind sie also schon wieder zu Ende, die Tage des unabhängigen Films in Bremen und Bremerhaven. Daß die unabhängigsten Filmwerke aber auch in der Seestadt gezeigt wurden, war nicht zu bemerken: Keine Teilnahme am Publikumspreis, kein Einblick in das cineastische Schaffen im kleinsten Bundesland.
Dabei, und hier handelt es sich nicht um eine hanseatische Selbstbeweihräucherung, hatte das Bremer Forum, so der Titel der Leistungsschau, einiges zu bieten. Ungefähr die Hälfte der eingereichten Beiträge fand Berücksichtigung in den Foren A bis E, manchmal recht willkürlich zu einem Block zusammengestellt, aber im großen und ganzen unterhaltsam. Auffälliges Merkmal der erklärten Experimentalfilme war der zuweilen inflationäre Gebrauch computer-animierter Verfremdungen, die sich (zu) oft bis auf's I-Tüpfelchen glichen. Das ist allerdings verständlich, denn das technische Material und die Ausbildung an den Geräten schienen oftmals identisch. Deus ex machina (M.Boltze, S. Fricke) war einer der Beiträge, der mit
diesen computergestützten Mitteln arbeitete. Bilder und Töne waren zu einer bizarren Collage zusammengefügt, die den Menschen und seine grobe Technik als Widerspruch thematisierte. Ähnlich, jedoch weitaus flüssiger und leichter rezipierbar, präsentierte sich das Musik-Video One of these days (S.Kiesche, A.Schumann). Zum gleichnamigen Pink Floyd-Titel gab es professionell gemachte Bilder einer abstrusen Modenschau am Strand, vielfältig überblendet und immer wieder in neue Strukturen aufgelöst. Wind, Feuer und Sand als Einheit in einer filmischen Betrachtung - das war mit Sicherheit eines der Highlights des Forums.
Zwei kommerzielle Produktionen präsentierten Gegensätze. Die Fünferbande (G. Rohde-Dahl), ein pädagogisches ZDF -Kinderfilmchen, triefte vor Zeigefinger-Didaktik, während der ebenfalls schon TV-erprobte Videoclip Blau auf'm Bau (S. Riese) die Bremer Heavyband Dimple Minds herzerfrischend lächerlich in Szene setzte.
Spannende Ton-Bildrelationen mit Horrorsequenzen a la Hitch
cock über das Thema Tod/Selbstmord waren in Das Loch (Bruno S.) zu sehen. Ausdrucksstark in der Photographie gerierte sich between (Claudia Schillinger), deren Filmmontage um die weibliche Sexualität, Selbstbefriedigung und Lustphantasien kreiste - gut geschnitten und fern ab jeglichen Voyeurismus.
Morgen geht's in der taz weiter mit einer Nachbetrachtung. Jürgen Franck
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