: Spannung steigt
■ Stromtrasse: Mitzscherling versetzte AL / Heute entscheidet die AL-MVV über das Riesenprojekt
Wenn die AL-Mitgliederversammlung heute abend über die Stromtrasse befindet, kann sie sich auf eines verlassen: auf die Hochnäsigkeit der SPD. AL-Umweltsenatorin Schreyer und weitere Energieexperten des AL warteten gestern nachmittag vergeblich auf das Erscheinen von SPD-Wirtschaftssenator Mitzscherling. Auf dem Treffen sollte über die geplante Hochspannungsleitung gesprochen werden. „Mitzscherling nimmt uns nicht ernst“, schimpfte anschließend der AL-Abgeordnete Berger. Der SPD-Senator selbst hatte diesen Termin vorgeschlagen, obwohl er wußte, daß sich die SPD -Abgeordneten gleichzeitig zu ihrer Fraktionssitzung treffen würden.
Die AL-Energiexperten wollten mit Mitzscherling insbesondere über eine mögliche, abgespeckte Variante für den Stromleitungsbau diskutieren. Berger hatte vorgeschlagen, statt einer 380-Kilovolt-Leitung eine Leitung mit niedrigerer Spannung und geringerer Leistung zu bauen. Diese 110-KV-Leitung könnte die energiepolitischen Folgen und die ökologischen Schäden der Stromtrasse begrenzen, hoffen die AL-Realpolitiker. Ihrem Antrag für eine Kompromißtrasse steht ein Antrag gegenüber, auf die Stromtrasse ganz zu verzichten. Das würde die Koalition in eine Zerreißprobe führen.
Aber auch die SPD-Fraktion entschied sich gestern, der Alternativen Liste ihre Entscheidung nicht zu erleichtern. Die Fraktion verzichtete darauf, per Parlamentsantrag eine Prüfung der 110-KV-Variante zu fordern. Die SPD-Abgeordneten wollen das Thema lediglich am nächsten Donnerstag mit einer Großen Anfrage ins Parlament bringen. Sie folgten damit dem Wunsch ihrer Senatsmitglieder, die die Entscheidung über die Stromtrasse möglichst zügig fällen wollen. Für eine „sehr sorgfältige Prüfung“ der 110-KV-Leitung sprach sich dagegen am Montag abend die Energiepolitische Kommission (Epo K) der SPD aus.
hmt
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