„Let's go East“

Vier Wochen lang führen west- und osteuropäische UmweltschützerInnen gemeinsame Aktionen in der UdSSR durch  ■  Aus Kopenhagen Karlina Wunderhold

Von der Öffentlichkeit außerhalb Skandinaviens fast unbeachtet, ziehen in diesen Tagen Tausende junge Menschen aus Westeuropa in den Osten des Kontinents. Ihr Ziel: einen Dialog mit den Menschen auf der anderen Seite in Gang zu bringen. „Next Stop Soviet“, nächster Stopp Sowjetunion, heißt das Projekt, bei dem über 3.000 junge Leute aus dem Westen zusammen mit jungen SowjetbürgerInnen Aktionen durchführen. So fahren Deutsche, Dänen, Holländer und Schweden mit Bussen und Autos in einer „Theater Karawane“ durch die Sowjetunion, geben Vorstellungen und Konzerte und nehmen auf ihrer Fahrt nach Moskau lokale Künstlergruppen mit.

In Moskau treffen sich am 29.September alle Next-Stopper nach ihren über 300 Projekten in verschiedenen Regionen der UdSSR. Dort soll auch der „Kulturzug“ enden, der mit Foto und Filmteams, Kunst- und Kulturgruppen aus Ost und West auf den Gleisen von sechs Motorrädern durch die baltischen Staaten fährt, und Hunderte wollen für ein nuklearwaffenfreies, ökologisch gesundes baltisches Meer demonstrieren. Ein anderes Team hat sich vorgenommen, Rockmusik gegen die Abholzung der Wälder zu spielen, und wieder eine andere Gruppe will vom 24. bis zum 26. Oktober in Novosibirsk eine Konferenz über den Einfluß moderner Technologien auf das tägliche Leben abhalten.

Leicht waren die Vorbereitungen für das Ost-West-Projekt nicht. Zwar dürfen die WestlerInnen bei jungen SowjetbürgerInnen wohnen und wurden verschiedene Aktionen bereits genehmigt, aber bei dem großen Abschlußkonzert, das für den 29.September auf dem Roten Platz in Moskau geplant war, stellten sich die sowjetischen Behörden quer. Erst nachdem bereits die ersten Next Stopper aus dem Westen sowjetischen Boden betreten hatten und die Vorbereitungen soweit fortgeschritten waren, daß eine Satelliten-Schaltung zu einem gleichzeitig stattfindenden Konzert in Kopenhagen gesichert war, kam der Schlag: Die konservative sowjetische Zeitung 'Sovjetskaja Rossija‘ nannte das Konzert auf dem Roten Platz „eine Schändung“, und die Genehmigung wurde ohne Begründung zurückgezogen.

Ob die Genehmigung für eine Demonstration gegen Atomkraft, die vom 23. bis zum 26.September in der Nähe von Tschernobyl stattfinden soll, beibehalten wird, scheint den Next -Stoppern seither unsicher.

Wenn die westlichen Next-Stoppe am 1. Oktober wieder in heimatlichen Gefilden gelandet sind, soll der Kontakt weitergehen. „Wir hoffen, daß dann die Russen kommen“, kommentiert Louise von der dänischen Initiative.