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„Hugo“ erreichte Ostküste der USA

■ Der Hurrikan hatte nach Verlassen der Karibik wieder an Stärke zugenommen und fiel über die Stadt Charleston her / Schwere Zerstörungen im Stadtgebiet / Noch keine Berichte von Toten

Walterboro (afp) - Der Hurrikan „Hugo“ hat am Freitag den US -Bundesstaat South-Carolina an der amerikanischen Ostküste heimgesucht. Nach Auskunft von Bill Miller von der Kreisverwaltung in Charleston richtete der Orkan in der Stadt, aus der zuvor Tausende Einwohner geflüchtet waren, „schrecklichen Schaden“ an, indem er Dutzende Gebäude zerstörte und Bäume entwurzelte. Ihm fehlten die Worte, um das Ausmaß der Schäden zu beschreiben. „Es ist regelrecht unwirklich“, erklärte er. Es gab keine Berichte über Tote oder andere schwere Vorfälle.

„Hugo“ wird in Nordamerika als stärkster Sturm zu Land seit 35 Jahren angesehen. Der Hurrikan hatte die amerikanische Ostküste als zweites Ziel angesteuert, nachdem er zuvor in der nordöstlichen Karibik 26 Menschen getötet und 50.000 obdachlos gemacht hatte. „Wir schauen dem Unglück geradezu ins Auge“, erklärte der Bürgermeister von Charleston, Joseph Riley. „Ich hoffe und bete nur, daß wir ohne Tote da wieder herauskommen.“

Der Sturm brachte Häuser zum Einsturz, knickte Bäume und Hochspannungsmasten und deckte Gebäude ab, einschließlich dem historischen, 188 Jahre alten Rathaus von Charleston. „Das, was einmal das Dach des Rathauses war, liegt nun als Metall und Splitter auf der Straße.“

Nach Berichten von Elizabeth Tam von der Kreispolizei wurde befürchtet, daß einige Menschen unter zusammengestürzten Gebäuden eingeschlossen sein könnten. Auch das Stadtkrankenhaus sei stark beschädigt worden. Hohe Wasserwellen hätten bereits die Straßen der Stadt überflutet. Acht Fischerboote sanken im Hafen der Stadt.

Erreicht hatte „Hugo“ die amerikanische Ostküste am Donnerstag abend um 22 Uhr Ortszeit. Die meisten Einwohner von South Carolina und so gut wie alle Inselbewohner waren dem Aufruf der Behörden gefolgt und hatten die gefährdeten Gebiete vorher weitgehend geräumt. Aber einige beharrten darauf, auf ihrem Grund und Boden zu bleiben. Es sei eine Schande, ereiferte sich ein Einwohner, daß die Leute die Warnungen nicht befolgten, wo doch nur geringe Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müßten.

Auch in North Carolina wurden Menschen bereits evakuiert, und den Küstenbewohnern des Nachbarstaates Georgia wurde geraten zu fliehen. US-Präsident George Bush entsandte bereits eine Vorhut von 1.100 Soldaten auf die Virgin -Inseln, um Plünderungen und andere Gesetzesverstöße zu verhindern.

Der Hurrikan hatte, als er die Karibik verließ, zunächst an Stärke verloren, nahm dann aber wieder zu - bis zur Kategorie vier, die starke Schäden verursachen kann. Nach Auskunft von Bill McCauley vom Rettungsdienst in Charleston erreichte die Windumdrehungsgeschwindigkeit 216 Kilometer pro Stunde.

In diesem Jahrhundert haben nur zwei Hurrikans der Kategorie fünf Nordamerika heimgesucht. Im Jahr 1935 gab es dabei 600 Tote, 1959 kam es zu 256 Todesopfern.

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