piwik no script img

Mehr Rechte für Südafrikas Arbeiter

Verhaltenskodex für Bundesdeutsche Konzerne am Kap  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Schwarze Arbeiter bei Siemens und Mercedes Benz in Südafrika haben seit kurzem dieselben gewerkschaftlichen Rechte wie ihre Kollegen in der Bundesrepublik. Der Pressesprecher der IG Metall, Jörg Barczynski kündigte am Donnerstag in Johannesburg an, daß beide Unternehmen Verträge mit der Metallgewerkschaft NUMSA unterzeichnet hatten, in denen der 14-Punkte-Verhaltenskodex der IGM für deutsche Firmen in Südafrika enthalten ist. Bernie Fanaroff, stellvertretender NUMSA-Generalsekretär, betonte, daß mit den Verträgen wichtigte Aspekte der scharfen südafrikanischen Arbeitsgesetzgebung untergraben werden. Arbeiter bei BMW Südafrika genießen solche Rechte schon seit März.

„Der Vertrag mit Siemens schafft einen Präzendenzfall in einer besonders konservativen Industrie, den wir in weiteren Verhandlungen ausnützen wollen,“ sagte Fanaroff. Für NUMSA sind diese Verträge ein Teil des anhaltenden Kampfes gegen die rassistische Arbeitsgesetzgebung. „Unsere Absicht ist es, das repressive Gesetz abzuschaffen,“ sagte Fanaroff. „In der Zwischenzeit ist der IGM-14-Punkte-Plan ein wichtiger Schritt.“ Johan Trotskie, Personalchef von Siemens, nannte die Vehandlungen mit NUMSA als „hart aber im Resultat zufriedenstellend“. Barczynski wies darauf hin, daß Siemens zu 48 Prozent südafrikanischen Eigentümern gehört. Wenn eine solche Firma die Mindeststandards akzeptiere, könnten 100 -prozentige deutsche Firmen in Südafrika eine Unterzeichnung nicht mehr verweigern.

NUMSA-Unterhändler Enoch Godongwana betonte, daß die Gewerkschaft zuerst mit den größeren deutschen Unternehmen verhandeln werde, bevor sie sich an mittelständische und kleine Betriebe wenden würde. Bei VW sind die Standards schon akzeptiert worden, obwohl noch kein Vertrag unterzeichnet wurde. Barczynski nannte zudem den Fall des Autozulieferers August Läpple, der vor kurzem die gesamte Belegschaft seines Werkes in Berlin in der östlichen Kapprovinz gefeuert hatte. Nach Druck auf die Heilbronner Mutterfirma ist Läpple Südafrika nun angewiesen worden, den IGM Plan anzunehmen.

Am Ende der IGM-Pressekonferenz im Luxushotel „Johannesburg Sun“, als die Journalisten schon gingen, meldete sich Trotskie nochmal zu Wort. „Herr Barcyznski, brauchen sie noch die Dame?“ fragte er in seinem burischen Deutsch. Der Pressesprecher verneinte und bedankte sich überschwenglich. Er hatte sich die Sekretärin vom Siemens-Boß geliehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen