: Im Dienste des Fürsten
■ Dutzende von Berliner wollten Diplomaten werden / Doch das „Fürstentum“ war nur eine Schaffarm
Dutzende von gutgläubigen Arbeitssuchenden sind nach Angaben der Berliner Polizei einem Trickbetrüger auf den Leim gegangen, der ihnen eine lukrative Stellung versprach. Einzige Bedingung für den 7.000-Mark-Job: Sie mußten zuvor drei Monate Mitglied des diplomatischen Corps des Fürstentums „Hut River Province“ sein. Für den Diplomatenpaß waren 500 Mark zu zahlen.
Das Fürstentum entpuppte sich bei genauerem Hinsehen - so die Polizei - als australische Schaffarm. Dort gebe es zwar eine eigene Währung und eigene Pässe, doch kein Mensch erkenne sie an. Sie seien weltweit wertlos, berichtet die Polizei.
Bei einer Durchsuchung von Wohnung und Büros des 47 Jahre alten mutmaßlichen Trickbetrügers stellte die Polizei nun Beweismaterial sicher. In Berlin betrieb er die Firma ICB Holding AG und suchte den Angaben zufolge bundesweit über Anzeigen in Tageszeitungen seine Opfer. Dort bot er ihnen einen gutbezahlten Job als Geldkurier an. 7.452 Mark plus täglich 200 Mark Spesen sollten die Interessenten erhalten. Die Bewerber bekamen nach Einreichen ihrer Bewerbungsunterlagen auch gleich die Zusage für die Stellung. Nur die Schaffarm-Kaution mußten sie noch leisten. Die Polizei rief alle Geschädigten auf, sich bei der Berliner Kriminalpolizei zu melden.
ap
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