: Die Anderen: La Repubblica/Liberation
La Repubblica
über den vergessenen Krieg in Palästina:
700 Tote, über 40.000 Verletzte, 11.000 Gefangene: Das sind die Zahlen der Intifada, des Kriegs der Steine, im israelisch besetzten Palästina. Seit fast zwei Jahren geht Tag für Tag das Blutvergießen in Ramalla, Nablus und Hebron weiter. Auf der einen Seite wird mit Steinen gekämpft, auf der anderen mit Gewehren. Die Toten sind nur auf einer Seite, alles Palästinenser. Und dennoch vollzieht sich dieses Massaker fast unbemerkt. Wenn ein polnischer Kardinal einmal einen törichten Kommentar mit antisemitischem Akzent macht, kommt unsere Verurteilung unverzüglich. Aber die Intifada dauert nun schon 21 Monate, und die Zeitungen zählen nicht einmal mehr die Toten. Resultat ist, daß wir nicht mehr sprechen über die absurde, chronische Gewalt Israels.
Liberation
zum Anschlag der IRA:
Der Anschlag der IRA gestern morgen auf eine britische Kaserne der Royal Marines in Deal ist ein Paradoxon. Denn jenseits der Trauer der Hinterbliebenen, jenseits des Leidens der Verletzten und des Schreckens, den eine solche Tragödie in den Augen der britischen Öffentlichkeit darstellt, ist diese 'republikanische‘ Operation kein Ereignis. Sie ist kein Ergebnis einer neuen Strategie der IRA. Sie spiegelt keine Eskalation wider. Sie beinhaltet keinen Wechsel der Taktik und keine Umwälzung. An diesem Tag und zu dieser Zeit ist ganz einfach - Zynismus der Logistik
-eine Bombe explodiert, weil die IRA dazu in der Lage war, sie dort zu zünden. Was immer man zum Rückgriff auf die Gewalt sagen kann: Der Anschlag hat keine größere Bedeutung als die anderen von der IRA seit 20 Jahren verübten Anschläge.
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