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IWF- und Weltbank-Tagung offiziell eröffnet

■ Viele Appelle für den solidarischen Kampf gegen Armut und Umweltverschmutzung, für Abrüstung und Bevölkerungsplanung

Washington (ap/taz) - Mit eindringlichen Appellen zur Solidarität im Kampf gegen Armut und Verschuldung der Dritten Welt und zum weltweiten Umweltschutz hat am Dienstag in Washington die Jahrestagung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) begonnen. Vor Vertretern aus 152 Industrie- und Entwicklungsländern sagte der geschäftsführende Direktor des IWF, Michel Camdessus, die Verringerung der Armut und die Wiederbelebung des Wachstumsprozesses in den Entwicklungsländern sei „unsere gemeinsame Verantwortung“. Weltbank-Präsident Barber Conable rief alle Staaten dazu auf, ihre Rüstungsausgaben zu reduzieren. Trotz der Unterschiede von Land zu Land gäben die Entwicklungsländer zusammen derzeit 20 Prozent ihrer Haushaltsmittel für die Verteidigung aus. Mitte der 80er Jahre seien diese Ausgaben höher gewesen als die Aufwendungen für das Gesundheits- und Erziehungswesen. Der Weltbank-Präsident wies zudem darauf hin, daß die hohen Rüstungsausgaben oft eine Hauptursache für die Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer seien: Die Schulden aus militärischen Anschaffungen machten in einigen großen Entwicklungsländern ein Drittel oder mehr der gesamten Auslandsschulden aus.

Als wesentliche Aufgabe der Weltbank im kommenden Jahrzehnt nannte Conable den weltweiten Umweltschutz und ein sparsameren Energieverbrauch. Bereits heute seien ein Drittel der von der Weltbank finanzierten Entwicklungsprojekte auf Ziele des Umweltschutzes ausgerichtet. In den nächsten drei Jahren werde sie 1,3 Milliarden Dollar für Umweltschutzprojekte ausleihen und ihre Kredite zur Förderung der Forstwirtschaft verdreifachen. Als weitere Aufgaben nannte Conable auch die Eindämmung des Bevölkerungswachstums und eine bessere Familienplanung in der Dritten Welt. Die Weltbank werde ihre Kredite für derartige Projekte in den nächsten Jahren verdreifachen.

IWF-Direktor Camdessus begrüßte die von den Gläubigerländern gegenüber den ärmsten Ländern gewähren Schulden- und Schuldendiensterleichterungen. Sie dürften aber nicht als „Allheilmittel“ betrachtet werden. Die Entwicklungsländer müßten vor allem wirksame wachstumsorientierte Reformprogramme durchsetzen, die Inflation in ihren Ländern bekämpfen, für ausländische Investitionen wieder attraktiv werden und das Fluchtkapital zurückholen. Camdessus forderte die Privatbanken auf, ihren Beitrag zur Überwindung der Schuldenlast der Schwellenländer zu leisten. Trotz Schuldenerleichterungen dürfe die Bereitstellung von neuen Krediten nicht zu kurz kommen.

Nachdrücklich verwies Camdessus noch einmal auf die Notwendigkeit, das Kapital des IWF aufzustocken. Eine Entscheidung über die Aufstockung der Mitgliederbeiträge war in Washington vor allem an dem Widerstand der USA gescheitert. Camdessus sprach sich für eine Quotenerhöhung um mindestens 80 Prozent aus. Eine geringere Aufstockung würde dazu führen, daß der Zugang zu den Fondsmittel eingeschränkt werden müsse. Eine Entscheidung über die Quotenerhöhung soll bis Ende des Jahres getroffen werden.

Kurz vor Redaktionsschluß demonstrierten rund 60 Mitglieder von Umweltschutzgruppen gegen die Tropenwald-Politik der Weltbank.

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