: „Rot-grüne Bescherung“
■ Schöneberger Langescheidt-Brücke unter Protesten wiedereröffnet / AnwohnerInnen und Verbände für Sperrung
„Mit sehr gemischten Gefühlen“ gab gestern mittag Bezirksbürgermeister Michael Barthel (SPD) nach gut zweijähriger Bauzeit die Schöneberger Langenscheidt-Brücke wieder für den allgemeinen Verkehr frei. Das Bezirksamt und die BVV konnten sich beim Verkehrssenator bisher nicht mit dem Wunsch durchsetzen, die neue Brücke für den Schwerlastverkehr ab 2,8 Tonnen zu sperren. Verkehrssenator Wagner glänzte aber gestern ohnehin durch Abwesenheit. Auch so stahlen protestierende AnwohnerInnen und zahlreiche VorkämpferInnen von Verkehrsinitiativen den geladenen Gästen die Show. Sie geißelten die Wiedereröffnung der Verbindung Langenscheidt-/Monumentenstraße als höchst unwillkommene „rot-grüne Bescherung“ und forderten eine vollständige Sperrung der Brücke für den motorisierten Individualverkehr. „Nicht nur Lärm und Abgase, sondern auch die Unfallgefahren für Kinder, Fußgänger und Radfahrer werden beträchtlich steigen“, hieß es in der Erklärung einer Initiative von AnwohnerInnen. Erreicht hat der Bezirk einstweilen nur, daß für die Brücke im Zusammenhang mit der Verkehrsberuhigung in angrenzenden Straßenabschnitten Tempo30 gilt.
Leider seien aber selbst diese verkehrsberuhigenden Umbauten „nicht alle so weit vorangekommen“, begündete Barthel sein spezielles Unbehagen. Das liegt wiederum an Senator Wagner. Der wollte in der Vergangenheit nur bei einem Teilabschnitt des Straßenzuges Langenscheidt -/Monumentenstraße ein Tempolimit akzeptieren. Abgelehnt wurde die Bezirksforderung, im Bereich eines Kinderzentrums an der Monumentenstraße Fahrbahnschwellen einzubauen.
Noch einmal vor die Wiederaufbauentscheidung gestellt, hätte der Senat die 11,2 Millionen Mark teure Brücke nicht wieder für Schwerlaster hergerichtet, konzedierte dafür vor Ort Bausenator Nagel (SPD). Der Vorschlag einer Gewichtsbegrenzung für Lkw sei vernünftig und müsse vom Senat aufgegriffen werden, erklärte Nagel. Die Entscheidung auch für Tempo30 in der gesamten Umgebung erfordere allerdings eine vorherige Diskussion auch mit denen, die von Verkehrsverlagerungen betroffen seien.
thok
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